Hallo Dr. Posth,
unser Sohn 27 M,lange Schreibaby,war immer eher zurückhaltend und ängstlich.Besonders in fremden Sit. und anderen Kindern gegenüber.Das hat sich mit der Zeit gut entwickelt und er kann gut mit solchen Situationen umgehen.Nun zeigt er ein ähnliches Verhalten, aber in anderen Situationen.Ich weiß nicht genau wie ich das deuten und damit umgehen soll.Wenn z.B. eine Bekannte ihm einen Keks geben will, dreht er sich verschämt weg und schafft es nicht, diesen Keks anzunehmen.Oder wir treffen gute Freunde, dann kann er diese nicht angucken,dreht sich weg und versteckt sich.Sogar,wenn er morgens mit seiner Eisenbahn spielen will,kann er sein Zimmer nicht betreten,weil er sich vor ihr versteckt.Er freut sich dann so,daß er sich schämt,rot wird und etwas kokettiert.Dreht sich weg,sagt immer wieder "meine Lok" etc. aber kann nicht auf sie zu gehen.Woran liegt das?Ist das eine Phase?Hat er kein Selbstbewußtsein?Ganz herzl. Dank für ihre tolle Arbeit
Mitglied inaktiv - 24.01.2011, 09:53
Antwort auf:
Schüchtern ist das nur eine Phase oder magelndes Selbstbewußtsein?
Stichwort: Selbstbewußtsein
Hallo, gewöhnlich geht man inzwischen davon aus, dass ehemalige Schreibabys später stark trotzige Kinder werden und aggressiv-oppositionelle Züge entwickeln, wenn man nicht richtig mit ihnen umgeht. Aber es gibt auch Kinder, die gar keine starken Aggressionen entwickeln, sondern ganz umgekehrt Ängstlichkeit und regressive Verhaltensauffälligkeiten. Diese Veranlagung hat sich bei Ihrem Sohn ja schon frühzeitig gezeigt, wie Sie selbst schreiben.
Nun ist Ihr Sohn erst 2 1/4 Jahre und steht noch ganz am Anfang seiner Selbstentstehung. Aber dieses Selbst erweist sich schon als irritabel und unsicher in der Konfrontation mit den Mitmenschen. Sind diese fremd, erwachsen oder scheinbar angriffslustig, wird das eigene,noch so ganz unsichere Selbst zu verbergen gesucht und buchstäblich versteckt (z.B. hinter dem Körper einer Bezugsperson).
Das Phänomen mit der Schüchternheit vor seiner Spielzeugeisenbahn erfodert zusätzliche Kenntnisse. Ein Kind dieses Alters kann einen Gegenstand personifizieren. Seit J.Paiget nennt man dieses Alter deswegen das Alter der magischen Phase. Also auch die Lok hat auf einmal den Charakter eines Wesens, das ihn, den kleinen scheuen Jungen direkt anschaut. So wird er verlegen, errötet und wendet sich ab. Aber er bezeichnet die Lok doch klar als seinen Besitz..
Für solche Kinder ist die Unterstützung der Eltern als Hauptbezugspersonen sehr wichtig. sie sollten alles unterlassen, was in Wort und Tat, das zarte Pflänzchen Selbstbewusstsein beschädigen könnte. Aber plumpes Lob funktioniert nicht. Vielmehr hilft die gezielte Ankennung für jede erwiesene Leistung. Aber auch das Gefühl geliebt zu werden und umsorgt zu sein stützt natürlich das Selbstbewusstsein. Viele Grüße und danke für Ihr Lob
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.01.2011