Lieber Dr. Posth, im Suchlauf habe ich alles gelesen, was ich zum Thema Aggression, Hauen und Beißen finde konnte - aber der konkrete Umgang bleibt unklar: Mein Sohn ist zwei Jahre alt, sehr kontaktfreudig, sehr offensiv, sehr temperamentvoll und i.d.R. ein Sonnenschein, der uns durchweg Freude macht. Er hat ein intensives (Schmuse)Verhältnis zu beiden Eltern, ist auf Spielplätzen sehr selbstständig, in der KiTa loben sie sein soziales Verhalten, seine Hilfsbereitschaft - auch als das andere-Kinder-schlagen begann, gaben die Erzieherinnen Entwarnung: Alles im normalen Bereich, Entwicklungsphase. Wir haben früh angefangen, ihm Schmerz zu zeigen: Er tröstet - z.T. von sich aus - streichelnd und "Tigung" (Tschuldigung)-sagend seine "Opfer", aber: Seine Attacken sind z.T. heftig (nicht, wie Sie schreiben, in dem Alter ja meist harmlos): Kneifen, selten beißen, ins Gesicht hinterläßt zuweilen blutige Spuren, er schubst und schlägt ohne irgendeine Vorwarnung, oft freudig (es wirkt dann gar nicht "aggressiv") und auch das Trösten scheint inzwischen eher ein liebgewonnenes Ritual (manchmal ist es sogar seine streichelnde Hand, die dann wieder kneift - oft lachend!). Dabei greift er auch gern Kinder an, die zwei oder drei Jahre(!) älter sind - meist wehren sich die Kinder nicht (ich wünschte mir das oft). Ich kann nicht immer schnell genug da sein - wie gesagt, es gibt keine Alarmzeichen - würde auch eigentlich nicht immer sofort eingreifen wollen, aber er kriegt langsam einen Rambo-Stempel und Mütter zerren ihre Kinder weg! Andererseits ist es großartig, wie er sich bei älteren Kindern durchsetzt (er schlug zwei Vierjährige in die Flucht, die den Kleinen das Rutschen verbieten wollten), wie er Fußball spielt (zuspielen, warten, Ball holen und abgeben), wie er Süßigkeiten verteilt, Tiere streichelt usw. Er ist sehr groß für sein Alter, sprachlich und motorisch weit - weswegen er meist ein Jahr älter geschätzt und vielleicht überfordert wird. Ist das noch "normale" Entwicklung oder sitzt ihm etwas quer, was kann ich mehr tun als ihn zum Trösten aufzufordern, mich dem Opfer zuzuwenden, Ärger zu zeigen, ihn u. U. aus dem Geschehen zu nehmen bis er ruhig ist, ihn beruhigend zu halten wenn ich den Eindruck habe, er ist aufgebracht u.ä.?? Vielen Dank für Ihre Arbeit, mit der Bitte um Nachricht für diesen langen Text, aber Sie sind ja mit "schuld" an meinem Interesse:-))
Mitglied inaktiv - 03.06.2003, 09:56