Frage: Pränatales Trauma?

Werter Hr. Dr. Posth! Unser Sohn 61/2 kommt noch immer jede Nacht zu uns ins Bett. Er schläft in seinem Bett ein, aber kommt halt jede Nacht. Einerseits ist es für uns ok, allerdings schläft er sehr unruhig und ich mache kaum ein Auge zu. Da ich mit meinem 3. Kind schwanger bin, bräuchte ich den Schlaf allerdings dringend. Anderseits machen wir uns natürlich Gedanken, ob es für seine Entwicklung ok ist, wenn er immer noch zu uns kommt. War als Baby und Kleinkind sehr, sehr anhänglich. Da meine Schwester am gleichen Tag starb, als ich von seiner Schwangerschaft erfahren habe, mache ich mir natürlich Gedanken, ob es irgendwelche pränatalen Trauma bei ihm gibt (da wie gesagt sehr, sehr anhänglich, Verlustängste, reden von Unfällen etc.) und er vielleicht deshalb immer zu uns kommt. Sollte ich da was machen? Danke Lynnemel

Mitglied inaktiv - 16.11.2009, 10:56



Antwort auf: Pränatales Trauma?

Liebe Lynnemal(?), das traurige Schicksal, dass Ihnen am Beginn Ihrer Schwangerschaft durch den Tod Ihrer Schwester widerfahren ist, hat sicherlich einen kleinen Schatten auf das Werden Ihres Kindes geworfen. Aber für ein Trauma in der Embryonalzeit war es seinerzeit noch viel zu früh. Überhaupt ist sehr umstritten, ob es in dieser frühen Phase der menschlichen Entwicklung schon solche Einflüsse von außen geben kann. Vielmehr kann sich dieser Schatten so geäußert haben, dass Sie mit Ihrem Sohn übervorsichtig gewesen sind, weil Sie seit seiner Geburt von Verlustängsten geplagt wurden. Nicht Ihr Sohn also war von Natur aus so ängstlich, sondern Sie waren es und haben diese Ängste auf Ihren Sohn übertragen. Das ist möglich und hat die freie Entfaltung der Persönlichkeit bei ihm etwas behindert. Unter diesem Aspekt wäre es nützlich, wenn sie es schafften, Ihrem Sohn mehr Zuversichti zu vermitteln, jetzt auch allein in der Nacht zurecht zu kommen. Geben sie ihm als "Rettungsanker" ein Funktelefon ans Bett, mit dem er nachts, wenn ihm danach ist, mit Ihnen reden kann. Das wird er ein paarmal ausprobieren, um dann ruhig und zufrieden in seinem eigenen Bett durchzuschlafen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.11.2009