Herr Dr. Posth,
meine Kleine (7 Monate, 4 W. zu früh, davon 3 W Intensivstation) schreit im Schlaf sehr viel. Sie hatte mit 2,3 Monaten den Nachtschreck, aber das hier ist anders. Sie geht gegen 20.00 ins Bett und schläft unruhig, Kopf und Arme schlagend, teils schreiend neben mir im Elternbett ein. Sie meldet sich dann meist gegen 23.00 das erste Mal. Wenn ich sie sofort stille oder auf den Arm nehme, ist es gut („auf den Arm“ probiere ich nur aus, wenn es noch halbwegs früh ist). Wenn ich aber nicht sofort reagiere, brüllt / weint sie sehr laut und gequält, und hat dabei die Augen zusammengekniffen, so dass man sie schlecht ablenken kann.
Manchmal meldet sie sich auch schon früher als 23.00, und die Intervalle werden gegen morgen immer kürzer. Letztens hat sie morgens gegen 5 Uhr so geschrieen. Plötzlich macht sie die Augen auf und lacht mich an. Sie macht tagsüber nur 30 Minuten-Schläfchen und wacht dann auch oft schreiend auf. Was mag das sein? Kann ich etwas dagegen tun? Danke!
Mitglied inaktiv - 21.06.2010, 12:55
Antwort auf:
Nächtliches Schreien
Hallo, Sie müssen bedenken, dass Ihre Tochter 3 Wochen Ihres anfänglichen Lebens ohne den direkten Kontakt zu Ihnen als ihrer Mutter auf der Intensivstation verbracht hat. Ich weiß nicht, wie stark Sie in die Therapie dort mit einbezogen gewesen sind, erfahrungsgemäß eher wenig, und da gab es dann keine liebevolle und zuverlässige Person, die sie in ihrer Angst aufgefangen hätte. Diese Angst oder Urangst spukt noch in im Köpfchen Ihrer Tochter und wacht immer gleich mit auf, wenn der Schlaf vom halbwegs Tiefsschlaf in die Traumschlafphase überwechselt. Und diese Wechsel sind in der Morgenstunden besonders häufig. Es gibt im Moment keine andere Möglichkeit als tatsächlich ständig präsent zu sein und immer gleich zu reagieren, wenn ihre Tochter sich meldet. Das ist vielleicht etwas anstrengend für Sie, aber für Ihre Tochter die Voraussetzung dafür, diese Urangst langsam abzubauen und in gute Gefühle der Bindung, Sicherheit und Geborgenheit umzuwandeln. Und diese guten Gefühle braucht Ihre Tochter für ihre gesamte Entwicklung und den Aufbau ihrer Persönlichkeit. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.06.2010