Frage: Nachtrag

Lieber Dr. Posth, da ist leider noch etwas: auch das Wickeln ist z. Z. die reinste Katastrophe, ich müsste 6 Hände haben: 2 zum Wickeln und 4 um ihn festzuhalten! Geschrei über Geschrei, Ablenken hilft nur manchmal. Ich wickle nur noch auf dem Boden, so kann er wenigstens nicht von der Kommode fallen. Wird auch das mal wieder besser? Ich wollte Ihnen übrigens noch mal sagen, dass ich mich nur deshalb so viel an Sie wende, weil ich mich mit Ihrer Linie identifizieren kann. Als späte Mutter fehlt mir vielleicht die notwendige Naivität, manches gelassener anzugehen, ich möchte alles richtig machen. Mit vielen Ratgebern habe ich mich schon auseinandergesetzt. Nachdem mir meine Schwester mal ausdrücklich davon abgeraten hat, einen Rat zu befolgen, bei dem mir nicht wohl ist, bin ich bei Ihnen gelandet. Also vielen vielen Dank nochmal. Moni

Mitglied inaktiv - 07.05.2007, 10:25



Antwort auf: Nachtrag

Stichwort: Widerstand bei Einjährigen Liebe Moni, spät berufene Mütter gibt es immer häufiger. Es ist nun einmal heute so, daß jede Frau zunächst sich im Beruf weitgehend positioniert haben sollte, bevor sie sich auf ihre Funktion als Mutter einläßt. Es ist ein Problem in unserem Gesellschaftssystem, daß für eine solche Lebensplanung der Elternpaare kein Platz vorhanden ist. Es wird auch nicht wirklich darüber nachgedacht. Billiger und einfacher ist die Aufsplitterung der Familie und die Unterbringung der Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen von Anfang an. Immerhin denkt man jetzt über größere finanzielle Entlastungen für die Familien nach. Insofern ist Ihr Bestreben, es alles richtig zu machen, nur hoch einzuschätzen. Aber die Wirklichkeit läßt für optimale Verhältnisse wenig Spielraum. Und so sind die schwierigen Entwicklungsphasen der Kinder, wie z.B. jetzt das "Widerstand üben" anstrengend und ernüchternd. Aber lassen Sie sich davon nicht beirren. Wie ich meinem Langtext versuche auszuführen und auch ausführliche in meinem Buch zur Darstellung gebracht habe, sind diese Phasen für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung des Kindes notwendig und erfüllen einen sozial-kommunikativen Zweck. Später bekommen Sie Ihren Einsatz wieder durch ein anpassungswilliges, familienorientiertes und hilfsbereites Kind zurück. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.05.2007