Frage: Mein Kind wird leiden oder?????

Lieber Dr. Posth, es geht mir NUR um meine Tochter, fast 2 Jahre! Ich bin sehr krank und habe den Kampf gegen meine Krankheit verloren. Nun wird mir meine Krankheit und das Gesetz kein menschenwürdiges Sterben zugestehen. So ist die Situation. Meine Gedanken kreisen nur um mein Kind, sie hat sich sehr verändert, sie leidet unter diesen Bedingungen. Dauernd muss sie von mir Abschied nehmen, Auszug aus dem Familienbett ins Krankenzimmer, Notarzteinsätze, viele Tränen, schlechte Stimmung. Wie können wir ihr alles erleichtern? Soll ich mich jetzt schon verabschieden und ihr alles weitere ersparen? ( Möglichkeit besteht zu meinen Eltern zu ziehen) Wie viel Wahrheit kann sie verstehen und aushalten? Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit und wünsche Ihnen beruflich und privat nur das Beste! Clara

Mitglied inaktiv - 04.02.2008, 11:31



Antwort auf: Mein Kind wird leiden oder?????

Liebe Clara, Ihr Schreiben veranlasst mich, die Antwort vorzuziehen. Ich hoffe, alle anderen Eltern haben dafür Verständnis. Zunächst einmal möchte ich Ihnen mein absolutes Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Ich weiß nicht, welche Krankheit Sie erleiden müssen, weiß aber aus meinem Beruf nur allzu gut, wie schrecklich ein solches Schicksal sein kann. Aber auch rein menschlich kann ich mir vorstellen, welche Sorgen und welcher Kummer Sie quält. Das Wichtigste, das ich Ihnen sagen möchte ist, dass Ihre Wünsche jetzt mehr zählen, als die aller anderen Menschen. Wenn ich auch sonst immer und prinzipiell das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt stelle, so muss ich hier doch eine Ausnahme machen. Wenn es Ihnen also lieb und teuer ist, Ihre Tochter weiter bei sich zu haben und ihre Nähe zu erleben, dann ist nur das entscheidend und nicht die Schwierigkeiten, die vielleicht Ihre Tochter mit den Begleitumständen der Krankheit hat. Ich hoffe, Sie haben einen lieben und verständnisvollen Ehemann, der sich um die kleinen Leiden seiner Tochter dann kümmern kann. Die Bindung zu ihm ist ja jetzt sowieso sehr wichtig und wird nur Vorteile davon haben, wenn er sie kontinuierlich ausbaut. Selbstverständlich sind auch die Großeltern erwünscht, sich helfend in das Geschehen einzufügen und Bindungsanteile an sich zu ziehen. Aber Ihre Tochter ist noch zu klein für vernunftorientierte Ausführungen. Sie können ihr nur liebevoll erklären, dass all diese Unannehmlichkeiten allein durch Ihre böse Krankheit verursacht sind und nichts mit ihr selbst zu tun haben. Mehr brauchen Sie nicht zu tun. So können Sie sich ganz auf Ihre persönlichen Gefühle und Empfindungen konzentrieren und ihre Kraft darauf richten, den Kampf mit der Krankheit noch einmal aufzunehmen oder sich für die Ergebung zu entscheiden. Nur Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ich wünsche Ihnen alle Kraft, die ein Mensch braucht, um in dieser Lebenssituation bestehen zu können. Ganz herzliche Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.02.2008