Frage: komplex-fokale Anfälle... lang, sorry

Lieber Herr Dr. Posth; vielleicht erinnern Sie sich noch an *uns*...ich hatte Ihnen vor ein paar Wochen mal einige Fragen wegen Marius' Entwicklung (Epilepsie, MRT stand noch aus) gestellt. Das MRT ist mittlerweile gelaufen und im Bericht steht das es keine Hinweise auf komplexe Fehlbildungen gibt.Das liest sich für mich, als seien aber kleinere Fehlbildungen nachweisbar...habe ich da Recht? Ferner ist Frühförderung dringendst angeraten - ich laufe mir die hacken ab wegen einem Platz, ist aber nichts zu wollen vor Juni 2003, überall hier in der Umgebung:-( Wir wissen nun auch das Marius unter komplex fokalen Anfällen leidet. Aus der Fachliteratur habe ich erfahren das diese Epilepsiform sehr schwer einstellbar ist(sein Herd sitzt im rechten Occipitallappen) - glaube ich gerne, Marius war 6 Wochen anfallsfrei unter Valproinsäure 300 mg tgl. und nun hat er wieder jede Nacht mindestens 2 Anfälle. Stimmt es wirklich das die intelektuelle Entwicklung bei Kindern mit dieser Epi stark gefährdet ist, gar Rückschritte machen kann? Marius ist an sich ein sehr pfiffiges Kerlchen von 25 Monaten, spricht allerdings nur Mama,Papa und Baby deutlich aus; kann keine 2-Wortsätze bilden. Er versteht aber alles was man Ihm sagt...z.B. Sachen wie: mach die Schublade zu, usw. Ich habe gelesen das die Sprachentwicklung auch stark gefährdet ist, diese Kinder vielleicht nie richtig sprechen lernen...was ist da dran? Unser Sohn leidet seit Säuglingszeit unter Anfällen, wir wurden leider nie Ernst genommen mit unserem Verdacht und man glaubte uns erst, als Marius im Oktober umfiel während eines Anfalles. Somit ist ein Jahr in der Behandlung praktisch verschenkt worden...ist das je wieder aufzuholen? Entschuldigen Sie bitte meine vielen Fragen, aber ich bin mir sicher das Sie mir weiterhelfen können. LG Kerstin

Mitglied inaktiv - 20.12.2002, 19:55



Antwort auf: komplex-fokale Anfälle... lang, sorry

Liebe Kerstin, es ist für mich sehr schwer, von hier aus eine -sicherlich für Sie sehr wichtige und notwendige- Beratung zu diesem Krankheitsbild durchzuführen. Das müssen die Ärzte leisten, die Ihren Sohn untersucht und medikamentös eingestellt haben. Jeder Krankheitsfall hierzu ist ganz individuell und pauschal nicht zu beurteilen. Wenn im Befund zum MRT steht, daß grobe Fehlbildungen ausgeschlossen sind, dann heißt das nicht im Umkehrschluß, daß kleinere Fehlbildungen vorlägen. Vielmehr bedeutet das, daß das MRT eigentlich nur eine bestimmte Art von Fehlbildungen nachweisen kann. Diese liegen aber nicht vor. Wenn der Fokus(Herd) im Occipitalhirn liegt (EEG-Befund), dann muß er so klein sein, daß er auch im MRT nicht sichtbar wird. Das ist typisch für solche Epilepsieherde. Wie sich solche Anfälle auf die Intelligenz auswirken, vermag man nicht zu sagen. Wichtig ist eine adäquate antiepileptische Einstellung, die von sich aus keine die Intelligenzentwicklung einschränkenden Auswirkungen hat. Ob Valproinsäure dazu das beste Mittel ist, vermag ich von hier aus nicht zu sagen. Vielleicht käme ja auch Carbamazepin (Tegretal oder Timonil, bzw. das neue Oxcarbazin) in Frage. Besprechen Sie das bitte mit Ihren behandelnden Ärzten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 23.12.2002