Frage: Kleinkind - Kinderlieder - Film

Lieber Dr. Posth, unsere Tochter ist 2 Jahre alt (forumsgerecht). Sie liebt Kindermusik, spielt mit Rasseln etc. Nun liebt sie es, wenn ich ihr auf den I-Phone Kinderlieder-Videos zeige, auf denen kl. Kinder auch tanzen. Sie steht dann auf u. tanzt mit & hat Spaß. Wir lassen sie damit auch nicht allein, schauen gemeinsam u. tanzen auch mal mit ;-). Wir schauen nun auch 1x in d. Woche Sandmann auf DVD - gemeinsam mit ihr, kuscheln dabei u. erzählen dazu (nur die kindgerechten Pittiplatsch-Folgen). Nun wird ja oft geschrieben, dass TV & Smartphones in dem Alter bedenklich sind. Jedoch muss man ja auch zeitgemäß ranführen u. wir lassen sie ja nicht allein bzw. setzen sie nicht allein davor. Halten Sie es für bedenklich, dass wir die Kindertanzvideos u. mal 1 Sandmann-Folge zeigen? Wenn sie mal nicht wickeln will & vor einem Trotz steht, hilft so ein Musikfilmchen auch, ist dies falsch? Vielen Dank für Ihre immer so wertvolle Unterstützung. Grüße Pier

von Pier am 09.09.2013, 08:51



Antwort auf: Kleinkind - Kinderlieder - Film

Hallo, das Problem mit den optischen Medien bei Kindern besteht in zweierlei Hinsicht. Zum einen nehmen die Kinder die gesehen Inhalte der Filme für bare Münze. D.h. sie glauben, dass alles, was sie auf den Monitoren und Bildschirmen sehen, Realität sei. Erst im Schulalter können sie die Fiktionalität der Bilder und Filme richtig begreifen. Das heißt aber immer noch nicht, dass sie die Inhalte jetzt abspalten können. Sie können immer noch massiv leiden unter dem, was sie gesehen haben. Uns Erwachsenen geht das noch so, wenn wir Dokumentarberichte sehen oder geschickt konstruierte Filme mit seelischem Tiefgang. Das zweite Problem ist der suchtmachende Charakter der optischen Medien. Das ist der Grund dafür, dass man mit Handys, Laptops oder auch dem Fernsehbildschirm Kinder perfekt ablenken können. Neurobiologisch gesprochen bedeutet das, dass das Belohnungssystem im Gehirn angesprochen wird. Das Sehen der Bilder auf den Displays übt gleichsam einen Sog auf die Kinder aus. Insofern muss man als Eltern frühzeitig den Medienkonsum begrenzen bzw. stark einschränken. Zum Ablenken mal eine kleine Sequenz auf dem Handy zu präsentieren, ist sicher noch kein großes Problem. Wenn das dann aber zur Gewohnheit wird, wird es zu einem. Dasselbe gilt für das Fernsehen. Mal gemeinsam das Sandmännchen oder die Sendung mit der Maus, ist sicher kein Problem, aber darüber hinaus darf es vorläufig nichts für Kinder im Fernsehen geben, wobei ich jetzt von Kleinkindern ausgehe. Kindergartenkinder und Schulkinder können begrenzt auch schon etwas mehr sehen. Hier sollten die Eltern aber kontrollieren, was gesehen wird. Und man sollte in der Familie aüber diese Inhalte sprechen. Für einen so gestalteten Medienkonsum gibt es meines Erachtens vernünftige, öffentliche Empfehlungen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.09.2013