Frage: Kleine Tyrannin?

Hallo Dr.Posth,meine Frage betr das Verhalten meiner Tochter;2,5J. In letzter Zeit bin ich sehr verunsichert inwieweit ich ihr ihren Willen lassen kann ohne mir einen kleinen Tyrannen groß zuziehen.Sie ist sehr bestimmend in dem wer was machen soll. Soweit es sie betrifft (ob Mama oder Papa etwas für sie machen soll) mag ich ihr die Entscheidung gerne überlassen sofern das möglich ist(TaMu meint das sie akzeptieren muß was WIR sagen und nicht umgekehrt, da sie uns so tyrannisiert).Inzwischen geht sie aber so weit das sie bestimmt was andere Kinder Denken/Wollen oder auch mir Sachen vorschreiben will,z.B. wer ihrem Freund die Schuhe zubinden soll -ich nicht- oder das ich mir keinen Becher/Kuchen nehmen darf.Darauf mag ich aber nicht eingehen,was mit großem Geschrei quitiert wird.Meine Frage:Wie reagiere ich hier am besten? Einzelkind,Fremdbetr. mit 6 Monaten;Loslösung seit ca.1 Monat über den Papa in vollem Gang,vorher durfte er nichts,jetzt muß er alles machen. Danke,LG Kirsten

Mitglied inaktiv - 07.04.2008, 09:45



Antwort auf: Kleine Tyrannin?

Stichwort: Regelkonzept und Grenzsetzung Liebe Kirsten, so, wie Sie die Dinge formulieren und wie Sie das Verhalten Ihrer Tochter einschätzen, treffen Sie das falsche Ziel. Vokabeln wie "ihr den Willen" lassen und "sonst tyrannisiert sie mich" gehören nicht in mein verbales Repertoire. Kinder, die anfangen, ihren Eltern Vorschriften machen zu wollen (Bestimmungsmacht), sind verunsichert, was ihre Position angeht und haben starken Machthunger. Der aber entspringt nicht einem starken Willen und braucht auch keine Grenzen. Er entspringt vielmehr dem Gefühl von Schwäche (in der sozialen Gemeinschaft) und der Angst, Selbstanteile zu verlieren. Folglich wird stark getrotzt, um diese Selbstanteile doch noch zu erlangen. Das fordert das Bedürfnis nach einem ausgewogenen Selbst. Was ein solches Kind braucht, sind Eltern, die klar und verständlich formulieren, was in der Familie möglich ist und was nicht und welche Regeln dafür zu beachten sind. Solche Regeln müssen aber von Eltern und Kind(ern) gemeinsam entwickelt werden, damit das Kind weiß, wofür diese Regeln sind. Diese Regeln müssen auch vorgelebt werden. Wenn dieses Regelwerk dann im Bewusstsein verankert ist, und das Kind Erfolge und Anerkennung im Einhalten dieser Regeln verspürt, dann hält es sie gerne ein, gewinnt an Selbstbewusstsein und ist stolz auf sich. So wird klar, warum Eltern zuverlässig in ihren Reaktionen sein müssen und konsequent im Einhalten ihrer Ansagen. Denn sonst versteht das Kind die Regeln nicht mehr und schließlich "die Welt nicht mehr". (Diese Kinder werden dann im Fernsehen vorgeführt.) Was Sie über die Bindung und Loslösung schreiben, klingt aber sehr vielversprechend, Nur Ihrer Tagesmutter müssten Sie klar machen, was wirklich moderne Pädagogik bedeutet. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.04.2008