Hallo Herr Dr. Posth,
interessiert lese ich die Beiträge hier im Forum, öfters berichten Eltern von dem Thema Loslösung. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Unsere Sophia (13 Monate) geht seit Anf. Februar zur Tagesmutti, die Eingewöhnung war 3 Tage, seit dem geht sie ca. 8 h. Es gefällt ihr sehr gut dort und wir haben in unserer Simone wirklich einen Goldschatz von Tagesmutter gefunden, selbst meine Mutter lobte kürzlich vor Bekannten unsere Tagesmutter, dass dort alles so toll sei (sie holt Sophia einmal in der Woche dort ab). Nun nochmal zum Thema Loslösung, mache Mütter schreiben hier, dass "eigentlich" bei Ihren Kindern alles gut scheint, machen sich aber trotzdem Sorgen, "ob das mit der Loslösung geklappt" hat. Können Sie mir die Ängste und Sorgen die sich dahinter verbergen erläutern, wie gesagt ich kannte bis vor kurzem das Wort so gar nicht, ist das vielleicht auch wieder ungewöhnlichen.VIELEN DANK
Mitglied inaktiv - 19.04.2010, 12:17
Antwort auf:
immer wieder Thema Loslösung
Stichwort: Loslösung
Hallo, sehr viele Menschen haben sich noch keine Gedanken über die Loslösung gemacht im Gegensatz zur Bindung. Sie stehen da also keineswegs allein da. Loslösung und frühe Fremdbetreuung stehen in einem gewissen Gegensatz und haben doch wieder viel miteinander zu tun. Das natürliche Prinzip der Loslösung ist die Entwicklungsfortführung des Kleinkindes aus der engen Bindung zur primären Bezugsperson mit einem "Leih-Selbst" über den Vater oder eben eine ihn ersetzenden Person zum eigenständigen, autonomen Selbst (s. "Loslösung" gezielter Suchlauf und meine beiden Bücher, Leiste links).
Da die Selbstentwicklung die Persönlichkeit des Menschen entscheidend beeinflusst, kommt der frühen Fremdbetreuung wie der Loslösung eine wichtige und veranwortungsvolle Aufgabe zu. Das ist der Grund, warum sich viele Eltern Gedanken und Sorgen wegen der Loslösung ihrer Kinder machen.
Da die frühe Fremdbetreuung, ob durch eine Tagesmutter oder Erzieherinnen in der Ki-krippe, eine außerfamiliäre Betreuung ist, muss man dem Kind ausreichend Zeit geben, sich an die neue Bezugsperson zu gewöhnen. Denn nur die akzeptierte und Angst- bzw. Stress-freie Fremdbetreuung ist unschädlich und erfüllt die Entwicklungsaufgabe. Gleiches Risiko gilt natürlich auch für die innerfamiliäre Loslösung, wenn die Familie nicht intakt ist. Das sind also die Sorgen, die dahinter stecken.
Über das Phänomen der Loslösung sollte viel mehr gesprochen und geschrieben werden. Ich bin bemüht, mit verständlichen Texten und konkret mit diesem Forum dazu beizutragen. Vielleicht können Sie das heraustragen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 20.04.2010