Frage: "Hysterie" bei 2 3/4jährigem

Lieber Herr Dr. Posth, ich kenne (und schätze) Ihre Texte zu den Altersthemen, die bei uns aktuell sind(Sohn ist 2 3/4).Trotzdem stoße ich extrem an meine Grenzen.Mir gegenüber (nicht meinem Mann!?) rastet mein Sohn z.T. derart aus,dass er völlig hysterisch reagiert.Eine Situation (zB beim Anziehen, das er verweigert) eskaliert(was ich eh zu verhindern suche)oder er wacht ungünstig aus dem Schlaf auf und in der Folge flippt der Kleine wirklich völlig aus.Er beginnt extrem zu schreien und hört über 20, 30 Minuten nicht auf.Ich merke,dass er es ab einem gewissen Punkt nicht mehr schafft, rauszukommen.Ich räume ein, dass ich dann zT ähnlich hysterisch reagiere,ihn anschreie und festhalte, was natürlich nichts hilft und so nicht gut ist,aber ich verzweifle bzw. halte nicht immer aus,dann ruhig mit ihm zu sprechen und einfach bei ihm zu sein oder ihn zu halten etc. Wie kann ich nur in solchen Momenten "richtig" oder besser reagieren?Ich bin ziemlich am Ende. Herzlichen Dank! Caraly

Mitglied inaktiv - 19.01.2005, 13:59



Antwort auf: "Hysterie" bei 2 3/4jährigem

Hallo, was Sie bei Ihrem Sohn als Hysterie empfingen, ist aus entwicklungspsychologischer Sicht, so wie ich sie hier verstehe, ein Folge erschwerter Loslösung. Dafür spricht auch, daß das Problem hauptsächlich bei Ihnen auftritt und nicht so sehr bei Ihrem Mann. Allerdings gibt es auch ein Problem bei seinem Vater, der offenbar für die Loslösungsbestrebungen seines Sohnes nicht ausreichend zur Verfügung steht. Möglicherweise ist es allerdings am Ende des ersten Lebensjahres auch "nur" zu einer unsicher-ambivalenten Bindung gekommen. Oder es ist beides zusammen, was dann die Heftigkeit der "Ausraster" erklären würde. Jetzt ist es natürlich schwierig, mit dem impulsiven Auftreten des Jungen umzugehen. Solche Kinder reagieren oppositionell und zunehmend auch provokativ. Sie benutzen ihre aggressiven Tiebelemente zum trotzigen Einsatz, aus der pr. Bindung heraus zu kommen und ihr Selbst -sagen wir- durchzubringen. Wenn es so schlimm geworden ist, kommt man alleine meist nicht mehr gut klar. Ihre eigenen Ausraster sind völlig kontraproduktiv und verschlimmern das Ganze noch erheblich. Meist fehlt der Vater im entscheidenden Moment, der das Kind in ruhiger und verständisvoller Weise an sich bindet und aus seinen Affekten heraus führt. Übrigens alles nachzulesen in meinem Langtext über das emotionale Bewußtsein, Teil 3, link oben links. Am besten, Sie wenden sich erst einmal an eine Beratungsstelle für Erziehungshilfe, die es in jeder größeren Stadt und Kommune als öffentliches Angebot gibt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 21.01.2005