Frage: Händchen halten

Hallo, meine Tochter ist 21 Monate alt. Wenn ich sie abends ins Bett bringe, muß ich ihr immer die Hand halten. Sie sagt immer "Mama - Angst - Hand" und sucht dann nach meiner Hand. Ich habe damit überhaupt keine Probleme ihr die Hand zu halten bis sie eingeschlafen ist, aber ich muß mich immer gegenüber meiner Mutter, Schwiegermutter und meinem Mann "rechtfertigen", warum ich das so mache. Sie meinen alle ich würde das Kind verziehen und die Kleine könne ja nur noch so einschlafen, aber das finde ich Quatsch! Ich bin zwar eine "bekennende Glucke" und ich bemühe mich wirklich sehr um meine Tochter, das weiß ich auch, aber ist das Händchen halten denn wirklich soooooooooo schlimm? Lieben Dank für Ihre Antwort und Ihre großartige Arbeit hier in diesem Forum! Conny

Mitglied inaktiv - 19.05.2008, 08:04



Antwort auf: Händchen halten

Stichwort: Resilienz Liebe Conny, aus meinem Forum wissen Sie ja, dass ich immer ganz im Sinne der kindlichen Sichtweise argumentiere und alle Verhaltensweisen tiefenpsychologisch zu erklären versuche. Dadurch setzt sich eine für die meisten Menschen ganz neue und vielleicht noch unverständliche Welt der Kinderseele zusammen, die offenbar gewisse Sorgen und auch Argwohn hervorruft. Beides gilt dem Verdacht, das Kind könnte durch ein zu tiefes Eindringen in seine Gefühlswelt mit dem Ergebnis, in vollem Respekt vor seiner kindliche Weltsicht es nach Kräften verständnisvoll und nachsichtig zu behandeln, auf Dauer gänzlich verzogen werden. Dazu wird ein Schreckensszenario vom einem seine Eltern beherrschen wollenden kleinen Monster entworfen, dem dann Attribute angeheftet werden angefangen beim Bösewicht, der alle um den Finger wickelt, und endend bei dem kleinen Tyrannen, der den Hausstand auf den Kopf stellt und seine Eltern schlägt. Das Gegenteil ist der Fall. Kinder, die verständnisvoll behandelt werden, behandeln auch ihre Eltern und andere Kinder später verständnisvoll. Kinder, die in vollem Respekt vor ihren Gefühlen und ihrem Recht auf angemessene Bedürfnisbefiedigung großgezogen werden, gewähren später ihren Mitmenschen gegenüber ebenso Respekt und Rechte auf Bedrüfnisbefriedigung. Um seinem kleinen Kind von nicht einmal 2 Jahren Angst beim Einschlafen zu nehmen, muss man keine Glucke sein, sondern nur eine gute Mutter und ein guter Vater. Was Sie tatsächlich damit schaffen, ist seelische Widerstandsfähigkeit für später, das, was man neuerdings als Resilienz bezeichnet und für wichtig hält. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.05.2008