Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
meine Tochter ist in 09/2003 geboren und besteht auf ihre Windel. Seit sie 2 Jahre alt ist, hat sie nachts nicht mehr in die Windel gemacht. Tagsüber geht alles in die Windel und sie weigert sich, auf die Toilette oder ins Töpfchen zu machen. Freunde meinen, ich solle ihr doch einfach die Windel wegnehmen und dann wäre sie ruckzuck trocken. Genau da liegt aber das Problem. Sie schreit so lange, bis die Windel wieder dran ist oder läuft mir weinend hinterher und bettelt um ihre Windel. Da sie im Umgang mit anderen Menschen (Kinder und Erwachsene, ausgenommen Großeltern, Bruder und Eltern) extrem zurückhaltend ist, bin ich mir absolut nicht sicher, ob ich ihr die Windel gegen ihren Willen wegnehmen soll. Kann es sein, daß sie einfach noch nicht so weit ist? Sie hat nie Anzeichen gezeigt, trocken werden zu wollen.Oder kann ich es übersehen haben?
Für Tips wäre ich sehr dankbar. Der Zauberer Windelfutsch u.ä. Bücher zeigen keine Wirkung.
Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 08.01.2007, 13:11
Antwort auf:
Gibt die Windel nicht her
Hallo, vor solchem "Zauber" kann ich nur warnen. Es kann schnell zu einem "faulen Zauber" werden, und nachher ist das Selbstbewußtsein des Kindes erst einmal "futsch". Einnässen und Einkoten kann die unangenehme Folge sein.
Trocken- und Sauberwerden des Kindes kann nur in absoluter Selbstbestimmung erfolgen. Das Zeitfenster für diesen wichtigen sozialen! Schritt liegt zwischen 2 und 4 Jahre für den Tag und 2 und 6 Jahre für die Nacht, wobei die Stuhlsausscheidung häufig schon im zweiten Lebensjahr ganz automatisch in der Nacht aufhört.
Kinder, die sich gedrängt fühlen, vorzeitig trocken und sauber zu werden, benutzen diesen Vorgang häufig als Mittel, ihren Trotz auszuleben. Das heißt, die Eltern rufen das Problem verstärkt hervor, das sie zu beseitigen beabsichtigen (s. mein Langtext, Teil 3, link oben links und gezielter Suchlauf Stichworte: "Trocken und Sauberwerden" und "Sauberkeitserziehung"). Das scheint auch bei Ihrer Tochter vorzuliegen, da sie offensichtlich Stuhlgang und Urin schon zurückhalten kann.
Am besten, Sie nehmen erst einmal allen Druck aus dem Geschehen heraus und warten einfach ab, bis von Ihrer Tochter das Bedürfnis nach Töpfchen oder Toilette geäußert wird. Und erst dann fangen Sie ganz behutsam an, sie von der Windel zu entwöhnen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.01.2007