Frage: Frustrationstoleranz

Lieber Dr. Posth, unser Sohn,25M,lange Schreibaby,fängt seit ca. 2Wo bei jeder Kleinigkeit an zu motzen,schreien,weinen.Beim spielen,wenn etwas nicht klappt wie er will,wenn wir etwas verbieten müssen und manchmal schon, wenn wir uns nur irgentwie falsch bewegen.Bis jetzt konnten wir ihn immer gut ablenken,überzeugen,motivieren.Nun aber immer weniger.Manche Tage sind nur noch von Jammern,Quengeln und Weinen bestimmt.Jetzt sagte mir eine Bekannte, daß das an seiner mangelnden Frustrationstoleranz liege.Und daran seien wir selbst schuld.Wir seien immer zu sehr auf jedes Quengeln eingegangen.Ab einem gewissen Alter sollte man die Kinder aber auch mal mit ihrem Frust alleine lassen und nur noch Trösten,wenn sie ausdrückl.danach fragen,damit sie lernen allein damit zurecht zu kommen. Ist da etwas dran?Wir haben wirkl.immer sofort von uns aus getröstet oder motiviert,wenn er frustriert war/ist.Sollten wir das lieber nicht mehr machen? Vielen Dank und viele Grüsse

Mitglied inaktiv - 08.11.2010, 08:51



Antwort auf: Frustrationstoleranz

Stichwort: Säuglingsschreien / Schreibaby Hallo, das lässt so pauschal nicht beantworten. Ein Schreibaby ist definitiongemäß ein Säugling mit schwierigem Temperament. D.h. diese Säuglinge sind anlagegemäß schwer zu beruhigen, schreien schnell und impulsiv und zeigen eine eher verdrießliche Stimmung. Andererseits sind sind auch sehr aufmerksam und interessiert und bemerken auffallend viel in ihrer Umgebung, vielleicht zu viel, was ihnen nicht immer guttut. Der ideale Umgang mit ihnen ist der, der mäßigend und beruhigend auf sie einwirkt. Das ist einerseits ein erhöhtes Maß an Zuwendung und Einfühlsamkeit und andereseits auch ein koregulierendes Abhalten von zu vielen Reizen. Gelingt das alles, was auch viel mit der eigenen Verfassung und den jeweiligen Lebensumständen zu tun hat, dann sind diese Kinder schon im Kleinkindalter recht verträglich. Im 3. Lebensjahr ist dann die Hochphase des Trotzens wie bei Ihrem Sohn. Ob ein Kind nun schnell und explosiv trotzt oder mäßig und nach längerer Latenz hängt, wiederum von vielen Faktoren ab. D.h. auch hier spielt die Umwelt eine sehr große Rolle. Aber Schuld sollten Sie nicht einreden lassen. Vielleicht schildern Sie mir noch einmal wie sich Ihr Sohn am Ende des 1. Lebensjahres verhalten hat und ob die Loslösung über den Vater gut in Gang gekommen ist. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.11.2010