extrem selbständig mit 3

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: extrem selbständig mit 3

Hallo! Eine Frage für meine Freundin, die leider keinen Internetzugang hat. Ihre Tochter ist nun 3 1/2 Jahre alt. Sie freut sich über deren Selbständigkeit, findet allerdings, dass diese teilweise zu weit(?)geht. So ist die Tochter morgens im Kiga (sofort gut eingelebt), nachmittags alleine im Kinderturnen, und möchte danach noch - natürlich auch alleine - auf einen Kindergeburtstag. Auch will sie ständig nachmittags zu verschiedenen (älteren) Nachbarn, obwohl diese keine Kinder haben. Meine Freundin fragt sich, ob es nur die Kekse der Nachbarn sind, oder wieso ihre Tochter anscheinend kaum Interesse daran hat, mit der Mutter zusammen den Nachmittag zu verbringen. Laut meiner Freundin hat die Tochter auch kaum gefremdelt. Zur Anmerkung: die Eltern sind liebevoll, aber streng. Haben z.B. auch die Ferber-Methode angewendet, als ihr Kind ca. 2 Jahre alt war und plötzlich nicht mehr alleine einschlafen wollte. Nach 1 Woche hatten sie es dann allerdings "geschafft".

Mitglied inaktiv - 24.10.2005, 16:42

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Antwort auf: extrem selbständig mit 3

Hallo, sie wissen, daß es immer schwierig ist, hier über Kinder anderer Eltern zu sprechen. Aber offenbar haben Sie ja einen Auftrag. Kleinkinder, die sehr streng erzogen werden, bis hin zum Schreien lassen, bis sie allein einschlafen oder durchschlafen, entwickelt in der Regle eine unsichere Bindung. Je nach familiären Vorgaben und Veranlagung ist diese unsichere Bindung ambivalent oder vermeidend. Vermeidende Kinder zeichnen sich in der weiteren Entwicklung oft durch einen sorglosen Umgang mit fremden Menschen aus. Da sie es gelernt haben, Gefühle im Ernstfall zu unterdrücken, wenden sie diese Strategie auch im Normalverhalten an, um ihren Drang nach Neugier wie auch nach Selbstbestätigung auszuleben. D.h. sie hören nicht mehr auf ihre innere Stimme, die Gefahr im Verzug meldet. Noch hatte das Mädchen wohl Glück und alle waren nett zu ihr. Man kann nur hoffen, daß es so bleibt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 28.10.2005

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