Hallo, wir waren kürzl. mit unserem 20 Monate alten Sohn bei Freunden. Diese haben einen 3-jährigen Sohn & eine 9 Monate alte Tochter. Es endete in einem ziemlichen Desaster, da der 3-jährige in einer extremen "Meins- & Trotzphase" ist & sich aufführte wie ein Rüpel. Unser Sohn durfte mit rein gar nichts spielen, bekam alles wieder weg genommen, außerd. kam der 3-jährige ihm ständig zu nahe & berührte ihn unsanft. Ich weiß, dass Sie nicht gerne Diagnosen stellen, wenn es nicht um die eigenen Kinder geht, aber da der 3-jährige den Vater null akzept. & extrem an seiner Mutter hängt, ist doch davon auszugeh., dass die erschwerte LL Ursache seines extrem lauten & rüpelhaften Verhaltens ist!? Außerd. kommt wohl jetzt noch die Eifersucht auf die kleine Schwester hinzu. Unsere Freunde sind sich des Problems leider gar nicht bewusst & der Mutter scheint die Anhänglichkeit in Bezug auf sich auch noch zu schmeicheln, Vater ohnehin wenig motiviert.
von
Elmolino
am 30.09.2013, 08:01
Antwort auf:
Erschwerte Loslösung?
Hallo, da Sie ja schon freundlicherweise mir die Arbeit der Diagnostik abgenommen haben, der ich auch zustimme, kann ich von meiner Regel eine Ausnahme machen. Das Problem der erschwerten Loslösung ist noch keine gängige kinderpsychologische Betrachtungsweise, da das gesamte Bindungsgeschehen bisher relativ wenig Niederschlag in der Kinderpsychotherapie gefunden hat. Daran will ich und wollen auch andere etwas ändern. Aber was schon in der Kinderpsychologie wenig verbreitet ist, versteht man im Volk überhaupt nicht. Eigentlich müssten diese Eltern mein Forum verfolgen und auch die theoretischen Schriften über das emotionale Bewusstsein lesen.
Der unengagierte Vater ist sicher der häufigste Grund für erschwerte Loslösungen. Den Müttern kommt das manchmal gelegen, wenn sie sich über die Zuneigung ihres Kindes selbst stark definieren. Aber an diesem Punkt fängt die Gefahr der Rückbindung durch die Mutter an, die dann für das Kind alles noch verschlimmert. Jetzt kann es sich nur noch aggressiv loslösen und diese Aggression überträgt es dann auf sein gesamtes soziales Kontaktverhalten (natürlich ohne zu wissen, was mit ihm geschieht). Die gebräuchliche Kinderpsychologie rät solchen Eltern, strengere Seiten aufzuziehen und Grenzen zu setzen. Das führt zu autoritärer Erziehung und basiert letztlich auf Lohn-Strafe. Je besser das gelingt, desto stärker wird das Selbstwertgefühl des Kindes untergraben. Die Bindungsstrukturen wird immer stärker gefährdet, wobei aus der Beziehungsstörung schließlich eine aggressiv-oppsitionlle Bindungsstörung entstehen kann. Auf die Ursachen, die jetzt immer mehr verdeckt sind, wird nicht geachtet (weil nicht auchreichend bekannt). In meinem neuee Buch "Gewaltfrei durch Erziehung" erkläre ich diese Zusammenhänge ganz genau. Das Sie daran nun etwas ändern können, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Aber vielleicht können Sie ja den ein oder anderen "Wink mit dem Zaunpfahl" geben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.10.2013