Frage: Entwicklungspsychologie vs. Zahnmedizin

Hallo Dr. Posth, ich lese ja hier immer, dass Sie raten, dem Kind den Schnuller als Übergangsprojekt bis 4 Jahre zu "gönnen". Die Zahnmedizin (und auch andere Entwicklungsbücher) plädieren ja sehr auf eine baldige Schnullerfreiheit. Meine Tochter ist 3 1/4 und in mir steckt eine Unsicherheit in Bezug auf diesen Schnuller. Sie braucht in zum Schlafen und bei Müdigkeit. Aufgrund der KIga-Eingew. seit Jan. haben wir die Schnullererlaubnis verlängert. Bis Ostern wollte ich ihn ihr jetzt abgewöhnen. Nun ist sie seit letzter Woche von selbst nachts trocken geworden, und ich denke, es ist zu viel auf einmal. Soll ich die Schnullerzeit nun wieder verlängern? Aber was ist dran am lutschoffenen Biss, bzw. Kieferfehlstellung? Was hat Priorität? Schnuller oder ein gesundes Gebiß? lg Anja

Mitglied inaktiv - 16.03.2009, 10:40



Antwort auf: Entwicklungspsychologie vs. Zahnmedizin

Liebe Anja, Priorität hat immer die gesunde psychische Entwicklung. Aber man nuss auch gar nicht Schnuller und Zahnmedizin gegeneinander ins Feld führen. Erstens gibt es viele Zahnmediziner, die sagen, fehlstehende Zähne lassen sich leicht korrigieren (was nachweislich stimmt), eine gestörte psychische Entwicklung ist viel schwerer zu korrigieren. Zweitens: längst nicht alle Kinder, die den Schnuller verwenden, haben einen offenen Biss oder sonstige Zahnfehlstellungen. Das weiß ich aus langjähriger Praxiserfahrung. Die Benutzung des Schnullers allein (als orales "Übergangsobjekt", s. gezielter Suchlauf) allein führt nicht zur Fehlstellung des Gebisses, da müssen auch noch andere wachstumbedingte Faktoren dazu kommen. Ich kenne auch Kinder mit offenem Biss, die haben nie einen Schnuller benutzt und auch nicht am Finger genuckelt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.03.2009