Mein Sohn (18 Monate) hat zwei Kinder in der Kinderkrippe gebissen.
Warum macht er das? Was habe ich evtl. falsch gemacht?
Wir haben eigentlich gar keine Probleme mit ihm. Er ist ein liebes, aufgeschlossenes Kind.
Die Eingewöhnung in die Krippe (mit 14 Monaten) verlief auch problemlos.
Er hat auch schon gebissen, bevor er in die Kinderkrippe ging, so dass ich da keinen Zusammenhang sehe.
Es ist jetzt nicht so schlimm, dass er es ständig macht – eher phasenweise und er ist auch nicht „aggressiv“ anderen Kindern gegenüber. Er setzt sich durch, aber leider manchmal mit beißen. Was kann ich tun? Mir ist es auch so peinlich den Eltern gegenüber, weil ich mich mitschuldig fühle.
Mitglied inaktiv - 25.08.2008, 10:22
Antwort auf:
Beißen
Stichwort: Aggressivität bei Kleinkindern
Hallo, Beißen zählt wie Schlagen/Hauen, Treten, Zerren und sogar Spucken zu den aus der menschlichen urgeschichte herrührenden Verhaltensformen im Rahmen des Aggressionstriebs. Im Alter von 1 1/2 Jahren aber meldet sich in jedem Kind -seinen Anlagen entsprechend- dieser Trieb und wird auch -zunächst sicher ohne böse Absicht- zur Selbstbehauptung eingesetzt. merken, die Kinder, dass sie dadurch Vorteile haben, machen sie natürlich davon Gebrauch. Aber dieses Verhalten ist auch aus sozialer sicht nützlich. Denn mit solchen Attacken verbunden ist die Zufügung von Leid (beim Anderen). Dieses Leid muss nun zunehmend immer wieder gepiegelt werden, damit das Kind verinnerlicht, etwas Unrechtes zu tun. Denn dieses Bewusstsein hat ein Kind im Kleinkindalter noch nicht direkt. (Manche Menschen, die es jetzt nicht lernen, haben es auch als große Kinder oder als Erwachsene noch nicht!). Spätestens ab 2 jahre kann man das anwenden , was ich als Induktion bezeichne (s. gezielter Suchlauf). Man selbst spielt den leidenden, übertreibt dabei auch etwas und gibt dem Kind Gelegenheit, den Betroffenen zu trösten. Das hält das Kind zunächst für ein Spiel und freut sich dabei, was man nicht missverstehen darf. Bei Attacken gegen andere Kinder muss intensiv ermahnt werden mit der Anweisung, das betroffene Kind zu trösten oder zu entschädigen. Für den nötigen Affekt sorgt das betroffene Kind meistens selbst. Es brüllt los oder schreit zumindest auf.
Was Ihr Sohn also macht, geht nicht auf Ihr Konto, sondern ist ein Stück Entwicklung, die richtig zu nutzen weit wichtiger ist, als sich Strafen auszudenken. Auf keine Fall darf man zurück-beißen oder das betroffene Kind dazu auffordern. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 29.08.2008