Frage: Alles Meins !!!

Hallöchen, unsere Tochter ist jetzt 2,5 Jahre und unser Sohn 13 Monate. Leider ist unsere "Große" gerade in der Phase "Alles Meins" und hindert so unseren "Kleinen" an allem was er ausprobieren möchte. So z.B. Laufen, sobald er loslässt kommt unsere Tochter und zieht ihn runter weil sie Angst hat er könnte ihr was wegnehme. So auch andere Spielsachen. Das Ende vom Lied ist das der "Kleine" und die "Große" dann schreien und weinen. Und Mami am Ende der Nerven ist. Ich weiß das diese Phase normal und wichtig ist, aber wenn einem die Nerven zukurz werden ist das egal. Was kann man machen? Wie händel ich das ganze um wieder Ruhe und Gelassenheit bei mir und den Kindern reinzubekommen? Danke für die Antwort Danny

Mitglied inaktiv - 02.04.2003, 12:09



Antwort auf: Alles Meins !!!

Liebe Danny, zunächst einmal muß man verstehen, was da in dem Kind vorgeht. Das jedenfalls ist meine beständige Grundhaltung. Ihre Tochter befindet sich in dem Alter, in dem sie Ihre Selbstgefühle permanent bestärken muß. Das Selbst ist die gesellschaftliche Darstellung der eigenen Person aus dem frisch entwickelten, autonomen Ich heraus (Achtung, es gibt andere Definitionen!). Um das Selbst zu bestärken, bedarf es gewisser Attribute (das sind selbststärkende Repräsentanzen nach außen). Für uns Erwachsene bestehen solche Attribute z.B. in gutem Aussehen, schicker Kleidung, gesellschaftlicher Anerkennung, Wissen, Macht, Erfolg, Geld, gediegenem Wohnen, usw. Die Liste ist endlos, sehr individuell und stark von der Erziehung und den Vorbildern beeinflußt. Beim Kleinkind sind es erst einmal die ganz einfachen Dinge wie Spielsachen, der Wohnraum in der Elternwohnung, das eigene Bett, das Essen auf dem Tisch, die eigenen, bereits erworbenen Fähigkeiten, manchmal auch schon das körperliche Erscheinungsbild (Kokettieren). Jedes Geschwisterkind ist hierin automatisch die allererste Konkurrenz. Da wird dann heftigst rivalisiert. Je näher das Geschwister an dem Kind selbst dran ist, desto konfliktreicher geht es meistens ab (Ausnahme bilden häufig Zwillinge). In diesem "Kampf" einen Verlust einzugehen, kann sich das Kind eigentlich nicht oder noch nicht leisten. Denn davon hängt ja sein gerade entstehender Selbstwert ab. Folglich muß man sehen, daß beide Kinder irgendwie zu ihrem Recht kommen. Es gibt bei diesen Auseinandersetzungen eigentlich nie ein böses und ein gutes Kind. So nach dem Muster, die große ist immer die böse, die stupst die kleine um. Diese Sicht zwingt uns nur unser Gerechtigkeitssinn auf. Aber die Gerechtigkeitsvorstellungen unserer Kleinkinder rekrutieren sich noch "aus einer anderen Welt". Da geht es immer erst darum, was gut für das Selbst ist. Alles ist "meins"! Übrigens kennt das Kleinkind auch noch keine Besitzrechte an irgendetwas. Das Entscheidende im Elternverhalten ist neben dem Verständnis für alle Beteiligten das Nutzen der unvermeidlichen "Übergriffe", um Moral im Bewußtsein des Kindes zu etablieren. Im Attributieren des Selbst muß sich Moral aufbauen. Diese Moral ist dann so fundamental in die Selbstwahrnehmung und Persönlichkeitsstruktur eingebunden, daß sie deren untrennbarer Bestandteil wird und ein Leben lang das Sozialverhalten kontrolliert. Gefährlich wird das, wenn das nicht gelingt. Das Falscheste ist, wenn diese Moral vorbildhaft durch Strafmaßnahmen und körperliche Gewalt (auch die berühmte Klapse) vorgeführt wird. Das Kind erfährt und lernt, daß Schlagen, Macht ausüben, Unterdrückung und Beschimpfen Elemente der regulären Behandlung des nächsten Mitmenschen sind und letztlich Bestandteil der menschlichen Ethik; wobei das Kind natürlich von dem geistigen Hintergrund der ganzen Geschichte nichts weiß. Aber gerade das macht es ja so anfällig für Manipulation. Unsere Aufgabe als Erzieher ist es demzufolge, dem "auf alles" Anspruch erhebenden Kleinkind, dem herausfordernden und aggressiv sich gebährdenden Kleinkind die Auswirkungen seines Handeln auf den Anderen deutlich zu machen, in dem man dessen Leidensrolle selbst (etwas verstärkend) vorspielt, oder wenn Leid tatsächlich fühlbar oder erkennbar ist, dieses verbal unterstreicht. Meist stellt sich spontan Reue ein und das Kind will dann selbst zum Tröster werden, was man (ohne Übertreibung) natürlich belobigt. Bei Inbesitznahme von fremden Gegenständen wird man sicherlich auch einmal Richter spielen müssen, aber mit etwas Überzeugungskraft und einfallsreicher Ablenkung geht das ganz gut. Die Verteidigung tatsächlich eigener Gegenstände muß man akzeptieren. Es hat keinen Sinn, vom Kind Teilen oder Hergeben abzuverlangen, wenn dafür dem Kind keinerlich ersichtliche Gründe erkennbar sind. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.04.2003



Antwort auf: Alles Meins !!!

Auch das unsere Tochter zur Zeit kein bisschen hören will. Sobald man sagt "NEIN" haben wir das totale Geschrei mit Tobsuchtanfällen und mit allem drum und dran. Sie macht gerade alles mit Fleiß und hat so einen provozierenden Ton drauf. Sie stellt sich taub und stur. Sagt man was wird es nicht gemacht. Ich weiß normale Entwicklung und da muß man durch. Danke

Mitglied inaktiv - 02.04.2003, 19:45