Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer Frage an Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Guten Tag Ich bitte um Ihre Einschätzung betreffend der Frage des Geburtsmodus spontane Geburt vs. Kaiserschnitt, da ich im Moment echt nicht weiterkomme. Ich habe vor rund 2 Jahren aufgrund einer BEL unsere Tochter per (geplantem) Kaiserschnitt zur Welt gebracht - nach spontanem Blasensprung. Die Narbenheilung der äusseren, sichtbaren Narbe war zu Beginn sehr gut, hat sich dann aber nach 2-3 Monaten zu einer hyperthrophen Narbe entwickelt, welche nun rot und etwa 0.7cm erhaben ist - eine Art Wulstnarbe, unschön und vor allem im Alltag täglich störend und einschränkend (juckt, scheuert...). Die Narbe muss irgendwann operativ saniert werden. Jetzt bin ich wieder schwanger mit ET 8.10.14 - bin jetzt in der 32. SSW. Es stellt sich für mich nun die Frage, ob ich das Kind spontan oder per Re-sectio auf die Welt bringen soll. Einerseits hört man immer wieder vom Risiko einer Uterusruptur bei ca. 1:100 Kindern. Das macht mir etwas Angst, da ich den Wert doch recht hoch finde. Gleichzeitig könnte durch eine Resectio die alte Narbe "saniert" werden in der Hoffnung, dass sie nach einer gewissen Zeit nicht wieder hyperthroph wird. Anderseits ist der Reiz der natürlichen Geburt für mich sehr präsent - wir hatten uns vor der ersten Geburt sehr darauf eingestellt und gefreut - es kam dann jedoch anders mit der BEL. Meine Fragen an Sie: 1) Welche Empfehlung würden Sie bezüglich Geburtsmodus abgeben im Wissen um obigen Vorgeschichte? 2) bei Spontangeburt: - wie hoch schätzen Sie das Risiko einer Ruptur bei meiner Geschichte ein? - Wird meine äussere Narbe durch die Geburt zusätzlich strapaziert? - Besteht die Gefahr, dass bei allfälligem Dammriss die Damm-Narbe auch hypertroph wird? 3) bei Kaiserschnitt: - Wann würden Sie den Termin ansetzen? Ich habe das Gefühl, dass das Baby früher kommt (mein persönlicher ET ist 2. Oktober, da ich genau weiss, wann der Eisprung war...- und das erste Kind kam auch schon 10d vor Termin) - gibt es OP-/Nahttechniken, welche bei Gefahr für hypertrophe Narben empfehlenswerter wären? - was kann ich alles tun, um die Narbenheilung positiv zu beeinflussen? Habe von Silikonpflastern gehört... - wie lange sollte ich nichts tragen, um die Narbe zu schonen? Das Neugeborene darf man schon heben, oder? - Zudem habe ich vom 1. Kaiserschnitt her oberhalb der Narbe eine leichte Wölbung (bin sonst sehr schlank). Woher rührt diese Wölbung her? Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Antworten, welche mir sicher helfen werden, eine für mich stimmige Entscheidung zu treffen. Mit besten Grüssen und Wünschen,

von staernli am 12.08.2014, 07:49



Antwort auf: Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Hallo Staernli, die sogenannte Narbenbildung (Kelloidbildung) ist angeboren und kann kaum beeinflusst werden. Selbst bei erneutem Kaiserschnitt ist die Wiederholungsgefahr sehr groß. Silikon kann das nach Ausschneiden der alten Narbe nur sehr bedingt ein bisschen beeinflussen.Heben und Tragen hat damit überhaupt nichts zu tun. Ein vorausgegangener Kaiserschnitt wegen BEL ist eine gute Vorgeschichte, um es beim 2. Mal spontan zu probieren, aber das Rupturrisiko ist individuell nicht mit Zahlen zu belegen. Die äußere Narbe hat mit der Geburt nichts zu tun. Ein geplanter Kaiserschnitt sollte nicht vor 39+0 Schwangerschaftswochen durchgeführt werden. Falls es eher losgeht, wird der Kaiserschnitt einfach vorgezogen. Viele Ihrer Fragen lassen sich per mail nicht beantworten. Um Sie richtig zu beraten, muss ein Kollege Sie sehen, den Bauch betrachten, einen Ultraschall machen, die alte Narbe der Gebärmutter ausmessen, eine Gewichtsschätzung des Kindes vornehmen und Sie vaginal untersuchen. Nur dann ist Ihnen bei der Entscheidung seriös geholfen. Aber das sollte die Geburtsklinik, in der Sie entbinden wollen, leisten. Alles erdenklich Gute

von Prof. Dr. med. Lars Hellmeyer am 12.08.2014



Antwort auf: Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Ganz herzlichen Dank, Dr. Hellmeyer, für Ihre Ausführungen. Sie bringen mich einen Schritt weiter und die meisten meiner Fragen sind beantwortet. Beste Grüsse,

von staernli am 12.08.2014, 21:04



Antwort auf: Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Hallo, ich hatte bisher 3 KS und nach dem ersten (selbstauflösende Fäden) eine hypertrophe Narbe. Die beiden anderen wurden mit einem Vinyl (?)- Faden genäht, der nach einer Woche gezogen wurde. Die Narben sind wesentlich besser geworden. Mir haben die Silikonpflaster sehr gut geholfen. Die Narbe ist hellrose, ohne Pflaster war sie beim vorletzten KS dunkelrot. Liebe Grüße Murmel

von Murmel880 am 20.08.2014, 15:09



Antwort auf: Spontane Geburt vs. Resectio bei hypertropher KS-Narbe

Hallo Der Vollständigkeit halber ein kurzes Update, wie die Geschichte bei mir ausging. Sind Eltern einer zweiten, gesunden Tochter geworden. Per Kaiserschnitt. Unter dem Kaiserschnitt hat sich die Befürchtung bestätigt, dass ich auch innerlich unter einer schlechten (veranlagten) Vernarbung leide. Die Gebärmutterwand war rund um die alte Narbe sehr, sehr dünn und hätte gemäss Gynäkologe und Hebamme bei einer spontanen Geburt wohl gerissen... Zudem war unsere Kleine ein Sterngucker-Kind. Wir sind dankbar, dass wir schliesslich diesen Weg gewählt haben und alle gesund sind. Ich wünsche allen, die diesen Entscheid noch vor sich haben gutes Horchen auf das innere Bauchgefühl - es täuscht einen selten! Grüsse, Staernli

von staernli am 11.11.2014, 15:04



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