Frage: MMR-etwas spezielle Frage

Hallo Herr Dr. Heininger, gestern habe ich mich endlich aufgerafft und meine 16 Monate alte Tochter gem. Ihren Empfehlungen gegen MMR impfen zu lassen (der Arzt hier hatte mir ja eher abgeraten...). Ich habe mir danach den Beipackzettel durchgelesen und bin über folgendes gestolpert: "Warnhinweis: Dieser Impfstoff birgt eine höhere Kompliaktionsrate postvaccinaler Meningitis als Impfstoffe, die den Jeryl Lynn strain enthalten". Was hat das zu bedeuten? Ich hatte Ihnen ja von Sarahs Meningitiserkrankung geschrieben und deshalb klingeln bei mir beim Wort Meningitis sämtliche Alarmglocken... Gibt es denn andere Impfstoffe? Sie wurde mir "Trimovax" (Pasteur Merieux) geimpft, als Masernkomponente enthält der den Schwarz strain. Bekommen wir hier in Namibia "Impfstoffe 2. Klasse"? Ist dieser Impfstoff kompatibel mit dem MMR Impfstoff in Deutschland, da wir ja in 3 Wochen zurück übersiedeln nach 8 Jahren und die 2. MMR dann dort stattfindet! Können Sie mich ein bisschen beruhigen - ich hoffe, sie hat jetzt trotzdem einen guten Schutz OHNE solche üblen Komplikationen. Wann sollte ich nun die 2. MMR durchführen lassen? Viele liebe Grüße aus Afrika Christiane

Mitglied inaktiv - 13.11.2002, 08:55



Antwort auf: MMR-etwas spezielle Frage

Hallo Christiane, der Hinweis bezieht sich auf die Mumps-Komponente ("Jeryl Lynn" heisst der am weitesten verbreitete Stamm). Ich bin selbst verwundert, denn "Jeryl Lynn" wurde von der Fa. Merck (heute in Koopertaion mit Pasteur Merieux) entwickelt. Wie lautet der Mumps-Impfstamm in diesem Impfstoff "Trimovax"?. Ist es "Urabe"? Falls ja, so gibt es tatsächlich damit verbunden eine relativ (!) höhere Rate an Impfvirus-Meningitiden. Dieser sog. "Urabe-stamm" ist deshalb auch seit etwa 12 Jahren (wenn ich mich nicht irre) meinem Wissen nach nicht mehr im Handel - sollte dies in Afrika doch noch der Fall sein, so bitte ich Sie, mir dies mitzuteilen. Aber zu Ihrer Beruhigung: selbst mit dem Urabestamm sind es weniger als 1 Fall pro 1000 Impfungen und diese Form der "Impfmeningitis" hat eine sehr gute Prognose. Auf die Schutzrate hat dies keinen Einfluss, die ist vergleichbar für alle MMR-Impfstoffe heute im Handel. Die zweite MMR-Impfung nach Ihrer Rückkehr kann mit jedem beliebigen in Deutschland zugelassenen MMR-Impfstoff erfolgen - frühestens 4 Wochen nach der ersten Impfung. Ich wünsche Ihnen eine gute Rückkehr und Wiedereingewöhnung in der Heimat. Eine gewisse "Sehnsucht" nach Afrika werden Sie vermutlich im Herzen behalten!? Liebe Grüsse!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 13.11.2002



Antwort auf: MMR-etwas spezielle Frage

Hallo Herr Dr. Heininger, ja, Sie haben Recht - in diesem Impfstoff ist der "Urabe"-AM9 Stamm enthalten. Warum wird so etwas heute noch verabreicht? Wie lange kann es denn nun zu Komplikationen kommen? Irgendwie bin ich jetzt doch ziemlich verunsichert! Viele Grüße Christiane Kübler

Mitglied inaktiv - 14.11.2002, 06:30



Antwort auf: MMR-etwas spezielle Frage

Guten Abend Frau Kübler, ich war ausser Landes und konnte deshalb nicht früher antworten - pardon. Wenn es zur Impfmeningitis kommt, dann ca. zwischen Tag 7 und 14. Wie gesagt, das ist sehr ärgerlich, aber ungefährlich. Ich kann nicht verstehen, warum der Hersteller diesen Impfstamm noch verwendet. Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 16.11.2002



Antwort auf: MMR-etwas spezielle Frage

Hallo Herr Dr. Heininger, mich hat das ganze auch sehr gewundert - so sehr, dass ich die Helpline von Pasteur-Merieux angemailt habe und um eine Stellungnahme gebeten habe. Leider hat sich die Firma auf mein Schreiben hin noch nicht einmal gerührt - und das, obwohl ich als Molekularbiologin eine rein fachliche Frage zur Verwendung der Urabe-Komponente gestellt hatte und nicht etwa die betr. Produktmanager mit Vorwürfen konfrontiert habe. Wenn Sie als STIKO Mitglied vielleicht einmal dort nachfragen könnten, wäre es sicherlich für viele Deutsche, die zeitweise in Namibia und Südafrika leben und von Hause aus eher impfvorsichtig sind, eine Beruhigung, wenn ein in Europa verwendeter Stamm auch hier zur Anwendung käme. Inzwischen sind wir schon bei Tag 10 und bis jetzt ist die Kleine noch fieberfrei, aber ich bin doch sehr ängstlich geworden durch diesen Vorfall. Viele liebe Grüße und vielen Dank Christiane

Mitglied inaktiv - 21.11.2002, 14:44