Frage: Vitiligo

Hallo. Mein Sohn ist knapp 10 Jahre und hat seit neustem Vitiligo bekommen. Vom Dermatologen haben wir eine Cortison Salbe bekommen. Was halten Sie von Cortison Salben bei Vitiligo? Ich habe gelesen das Cortison die Flecken sogar verstärken kann. Stimmt das? Ich spiele zudem mit dem Gedanken eine Lichttherapie in der Spezialklinik Thüringen mit meinem Sohn zu machen. Halten Sie das für empfehlenswert oder ist das Risiko für Nebenwirkungen wie Hautkrebs zu hoch? Und ist diese Therapie wirklich so erfolgreich? Ich fühle mich hier sehr allein gelassen mit der Krankheit da wir hier keine Dermatologen haben die Kinder mit dieser Krankheit behandeln. Man bekommt nur eine Cortison salbe und wird wieder nach Hause geschickt. Ich wäre Ihnen für einen Rat sehr dankbar.

von Mari85 am 13.06.2014, 13:45



Antwort auf: Vitiligo

Fakt ist, dass bis heute KEINE EFFEKTIVE BEHANDLUNGSMÖGLICH- KEIT besteht; was macht die Klinik in Thüringen: UV-Therapie, Vitamine, Antioxidantien, meiner Meinung nach zusätzlich noch Tacrolimus (=Protopic) jedoch: UV-Therapie fraglich effektiv !!! keine langfristige Abheilung zu erreichen; Protopic ebenfalls nur marginal effektiv und nur im Gesicht!!! deshalb: ich rate zur Zeit von einer aktiven Behandlung der nur kosmetischen Erkrankung ab und würde alles versuchen, dass ihr Sohn offen mit der Erkrankung umgeht. Nachfolgend eine aktuelle Zusammenfassung aus einer Arbeit von mir zur Behandlung der Vitiligo: Therapie Vor Beginn jeder Therapie sollte mit dem Patienten das Folgende ausführlich besprochen werden: eine Heilung ist nicht möglich. Eine vollständige Repigmentierung gelingt in der Regel nicht. Eine 75%ige Repigmentierung gilt als Erfolg. Alle Behandlungen dauern viele Monate. Hautveräderungen im Gesicht sprechen am besten auf eine Behandlung an, Veränderungen im Bereich der Hände und Füsse dagegen kaum. Rezidive sind unabhängig vom befallenen Areal sehr häufig. Bei etwa 2/3 der Patienten zeigt sich innerhalb eines Jahres ein Rezidiv im behandelten Areal. Vor diesem Hintergrund ist eine Nichtintervention häufig eine sinnvolle Entscheidung, inbesondere bei fehlendem Leidensdruck oder im Kindesalter. Die Behandlungsart orientiert sich am Befallsgrad und der Lokalisation (Tabelle 2). Aufgrund potentieller Steroidnebenwirkungen im Gesicht- und Halsbereich sind hier die topischen Calcineurininhibitoren (off-label-Einsatz) die Substanzen der Wahl, Tacrolimus effektiver als Pimecrolimus. Bei disseminierten Hautveränderungen ist die UVB-Therapie die Behandlungsoption der Wahl und ist auch der nebenwirkungsstärkeren PUVA-Therapie überlegen. Die in spezialisierten Einrichtungen zur Anwendung kommenden chirurgischen Verfahren eignen sich für die Behandlung der segmentalen Vitiligo. Bei der nichtsegmenalen Vitiligo darf in den zu behandelnden Arealen über längere Zeit (Jahre) keine Aktivität zu verzeichnen sein. Die Verfahren sind mit hohen Kosten verbunden. Vitiligo ist für viele Patienten eine enorme psychische Belastung. Professionelle psychotherapeutische Hilfe ist in manchen Fällen indiziert. Tabelle 2 wenige Herde Gesicht/Hals: Topische Calcineurininhibitoren (Protopic®, 0,1% Salbe, 2xtäglich); übrige Areale: Momethasonfuroat (Ecural® Salbe, 1xtäglich übernacht) Beurteilung des Ansprechens häufig erst nach 8 bis 12 Wochen möglich; Applikation übernacht unter Okklusion, z.B. mit Varihesive® extradünn steigert die Wirkung Ansprechrate: > 75% Repigmentierung in circa 50% disseminierte Verteilung UVB-311nm Phototherapie 2 x wöchentlich Ansprechrate: > 75% Repigmentierung in circa 60% nach 12-monatiger Behandlung zusätzliche Möglichkeiten: chirugische Intervention: z.B. Transplantation autologer epidermaler Zellsuspensionen bei wenigen Herden mit kleiner Fläche kosmetische Intervention: Semi- oder Permanenttattoos bei wenigen Herden mit kleiner Fläche Selbstbräuner unhängig vom Ausdehnungsgrad psychotherapeutische Unterstützung

von Prof. Dr. med. Dietrich Abeck am 14.06.2014



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