Lieber Dr. Mallmann
Bereits mehrmals habe ich in Foren davon gelesen, dass Frauen wenige Wochen bis Monate nach der Geburt eine Scheidensenkung haben. Darauf wird meist geantwortet, dass die Rückbildung noch nicht abgeschlossen ist und man in einem Jahr nochmals schauen müsse. Was aber passiert wenn es in einem Jahr nicht besser ist, habe ich noch nirgendwo gelesen.
Meine Situation:
Ich habe nach der Geburt einige Zeit (auch noch 7 Monate später) das Gefühl gehabt, irgendetwas stimmt unten rum noch nicht. Ich konnte direkt nach der Geburt ertasten, dass die vordere Scheidewand hängt und einige Monate später, dass auch der Cervix permanent tief tastbar ist. Ich bin dann noch in einen weiteren Beckenbodenkurs gegangen, wonach ich ein viel besseres Gefühl hatte.
Nun hatte ich gut 1 Jahr nach der Geburt den ersten regulären Gyn-Besucht und es wurde festgestellt, dass die vordere Scheidewand "sehr locker" sei. Die Gebärmutter grundsätzlich dort wo sie hingehört, aber bei Druck käme sie weiter runter als sie sollte. Die Scheidewand fühle ich nach wie vor (beim Tasten) in die Scheide "hängen".
Die Gyn meint, BeBo-Training bringe da nichts und zum therapieren sei es noch nicht schlimm genug.
Haben Sie einen Rat für mich?
Welche Aussichten haben Mütter, die rund um 1-1.5 Jahre nach der Geburt und nach Rückbildungsgymnastik noch immer eine "hängende" Scheidenwand haben?
Ist so etwas generell noch zu retten? Hilft bei so etwas noch Beckenbodentraining?
Und: Wie wirkt sich so eine Ausgangslage auf weitere Schwangerschaften aus?
Ich bin gespannt aus Ihre Antwort und danke herzlich
von
sabaju
am 02.03.2021, 22:11
Antwort auf:
Scheidensenkung nach über einem Jahr
Die Aussage Ihres Frauenarztes lässt sich schwer bewerten. Ich würde auf jeden Fall weiter Beckenbodengymnastik empfehlen. Am Besten zunächst einen Kurs bei einer Hebamme belegen, damit die Effektivität gesteigert wird.
Vorweg vielleicht Beckenbodengymnastik ein paar Grundsätzliche Dinge zu Beckenbodengymnastik:
Beckenbodengymnastik
einfach aber effektiv
Der Geck dieser Gymnastik liegt in seiner Einfachheit. Sie brauchen sich nicht unterschiedliche Übungen zu merken.
Es gibt nur eine.
Ziehen Sie den Beckenboden langsam an, so fest wie möglich
Halten Sie diese Spannung indem Sie langsam bis 5 zählen
Entspannen Sie den Muskel langsam und zählen bis 10
Entspannung also doppelt solange wie die Anspannung
Wann? Wie? Wo?
Z.B. Wenn Sie zu Bett gehen. Legen Sie sich einfach hin und machen die Übung 20mal. Mehr ist natürlich besser.
Anfangs kann es hilfreich sein, die Beine etwas anzuwinkeln, um den Beckenbodenmuskel besser zu spüren.
Spanne ich auch den richtigen Muskel an?
Setzen Sie sich auf einen Stuhl ohne sich anzulehnen.
Lassen Sie die Schultern hängen und machen Sie einen Katzenbuckel.
Jetzt spannen den Beckenboden an.
Dabei wird meist auch der Gesäßmuskel angespannt.
Jetzt setzen Sie sich gerade, machen ein Hohlkreuz und spannen an. Dabei wird der Gesäßmuskel ausgeschaltet.
Sie können auch während der Darm- oder Blasenentleerung einmal versuchen den Stuhlgang oder Harn zurückzuhalten. Da spüren Sie den Beckenbodenmuskel deutlich. Bitte nicht als Übung nur um den Beckenbodenmuskel einmal zu spüren.
Ihr Frauenarzt kann Ihnen auch bei der Untersuchung sagen, ob Sie den richtigen Muskel anspannen.
Was kann ich sonst für den Beckenboden tun?
Vermeiden Sie starkes Pressen beim Stuhlgang.
Sorgen Sie für regelmäßigen Stuhlgang.
Vermeiden Sie Verstopfung. Ernährung!!! Viel Trinken!!!
Nutzen Sie beim Tragen und Heben Hilfen:
Einkaufwagen, Rollwagen, Sackkarren, Ehemann usw..
Nicht so schwer heben.
Beim Heben und Tragen auf aufrechten Gang achten.
Beugen Sie sich nicht nach unten um etwas aufzuheben.
Gehen Sie aufrecht in die Knie und heben Sie den Gegenstand
in aufrechter Haltung hoch.
Meiden Sie enge Kleidung.
Sport: Schwimmen, Ballett, Tanzen, Walking, Skaten, Fechten
Fahrradfahren ohne Anstrengung, leichtes Joggen
Gruß Dr. Mallmann
von
Dr. med. Helmut Mallmann
am 03.03.2021