Zweite Kind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Zweite Kind

Hallo! Wir haben ein 10 Monate altes Baby und wünschen uns noch ein zweites. Aufgrund Alter wollen wir nicht allzu lange warten. Wir überlegen diesen Zyklus schon zu beginnen. Ich stelle mir es sehr schön  vor wenn unser Sohn zu seinem Geschwisterchen so einen kurzen Altersunterschied hat, wiederum habe ich auch große Zweifel und Ängste. Werde ich meinem Sohn noch gerecht? Braucht er noch 100 Prozent Mama? Kann die Bindung durch ein zweites Baby gestört werden bzw nicht mehr so fest sein? Ich habe eine sehr enge Bindung zu meinem Sohn, wir gehen sehr ruhig und gelassen mit ihm um (haben aber auch nicht viel Termine und eine  sehr ruhigen Alltag) Er ist ein  sehr ruhiges, ausgeglichenes und friedliches Baby, immer am lachen. Kann es sein dass durch das zweite Baby (und dem dazugehörigen Trubel) sein Charakter sich ändert? Er Zb ein unruhiges Kind wird, eher unzufrieden  nörgelich, aggressiv? Ich weiß einfach nicht wie ich mich entscheiden soll, möchte mein Sohn auf keinen Fall traurig machen. Wie sind ihre Erfahrungen zu diesem Thema?

von KleineKathi am 22.06.2020, 04:48



Antwort auf: Zweite Kind

Hallo, das ist eine wichtige Frage mit vielen verschiedenen Aspekten. Und es ist nicht einfach,die verschiedenen Faktoren passend zu gewichten. Aus der Sicht Ihres ersten Kindes wäre es schön, wenn Ihr Sohn etwas länger Zeit hätte, der Einzige zu sein. Dies könnte die Bindung stabilisieren. Wenn dann (2 Jahre +) ein Geschwisterkind kommt ist das oft ein guter Zeitpunkt, die Beziehung zum Vater zu intensivieren, was die "Entthronung" leichter verarbeiten lassen könnte. Wenn die Kinder zwei bis drei Jahre auseinander sind, ist der Abstand meist noch klein genug, um Überschneidungen in den Interessen zu haben. Wie genau die biologische Uhr tickt, können Sie nur selbst beurteilen. Was ich beschrieben habe, ist nur eine mögliche Gewichtung. Wir wissen heute, dass Geschwisterposition usw. Auswirkungen hat, ob es aber positiv oder negativ erlebt wird, hängt auch an vielen anderen Erfahrungen und Sichtweisen. Man kann planen, aber es gibt keine Gewissheit, dass es dann auch so funktioniert. Also denken Sie eine zeitlang darüber nach und lassen dann Ihr Gefühl entscheiden. Zum Glück haben wir Menschen die Fähigkeit, uns mit Gegebenheiten zu arrangieren. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 22.06.2020



Antwort auf: Zweite Kind

Hallo, ich bin kein Experte :), aber meine Kinder haben 15 Monate Altersunterschied und ich erlebe die kurze Zeitspanne für meine große Tochter als auch für unsere Beziehung als Bereicherung, nicht als Nachteil. Auch für die Kinder miteinander ist es toll. Das alles funktioniert natürlich nur mit einem Papa, der sich stark einbringt und mithilft. Das nur als Ermutigung für die Entscheidung zu einem zweiten Kind mit recht kurzem Abstand. :) Alles Gute und viele Grüße

von Krischel am 26.06.2020, 08:59



Antwort auf: Zweite Kind

Mein mittlerer Sohn ist genau 13 Monate älter als unser Jüngster, im Februar geboren. Geplant war das so tatsächlich nicht, und ich habe in der Schwangerschaft sehr viel mit mir gehadert. Wir versuchen jedem Kind etwas Exklusivzeit einzuräumen, da merkt man schon auch, dass vor allem der Mittlere das braucht und genießt. Was unglaublich toll ist und was ich so nicht erwartet hätte- auch mit mittlerweile gerade 18 Monaten liebt unser Sohn seinen kleinen Bruder abgöttisch. Er streichelt und küsst ihn bei jeder Gelegenheit. Mir scheint er wirklich froh darüber zu sein, dass da noch ein Baby ist.

von JC2016 am 27.06.2020, 05:51



Antwort auf: Zweite Kind

Hallo, ich kann dir nur aus Erfahrung sagen: bei uns war es beim ersten Kind auch so, relativ ruhig und ein sehr sensibles liebes gelassenes Kind - dann wurde ich als sie 7 Monate alt war (ungeplant) schwanger und hatte tatsächlich die größten Sorgen und Panik: werde ich meiner Tochter noch gerecht? Kann ich das zweite Kind genau so lieben? Leidet die Beziehung zu meiner Tochter darunter? Ich kann dir sagen: das war als völlig unbegründet - Mittlerweile sind sie 29 und 14 Monate und sie sind beide ein Herz und eine Seele und ich würde nicht behaupten das die Beziehung zu meiner ersten Tochter sich negativ verändert hätte. Wir haben allerdings auch viel Hilfe von meinen Eltern - das macht es manchmal etwas einfacher wenn man zb mit einem Kind einen Arzttermin hat und nicht beide mitnehmen möchte :-) Ansonsten hab ich die ‚Große‘ immer mit einbezogen - sie hat schon damals in der Schwangerschaft immer ‚Eiei‘ gemacht und meinen Bauch gestreichelt. Sie hatte das dass sie ein ‚Einzelkind‘ ist glaube ich auch noch nicht so verinnerlicht in ihrem Alter. Und jetzt im Nachhinein würde Ich es jederzeit wieder so machen ;-)

von Chrissi1985de am 27.06.2020, 09:05