Werden die Nächte mit Abstillen besser?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Werden die Nächte mit Abstillen besser?

Mein Sohn ist heute 10 Monate alt. Tagsüber isst er am Tisch mit und nachts Stille ich ihn. Jedoch sind die Nächte unerträglich. Leider hatte er die ersten 5 Monate Koliken mit hohen Entzündungswerten im Darm weshalb er nie gelernt hat selbst einzuschlafen denn das einzige was half war stillen. Tagsüber wiege ich ihn aktuell in den Schlaf und Abends ebenfalls. wir haben feste Rituale abends welche sehr gut klappen. Jedoch wacht er nachts alle 30-40 min auf. Einschlafstillen klappt kaum noch er tritt und kratzt mich währenddessen und kommt nicht zur Ruhe. Ich weiß nicht ob es am stillen liegt. Er ist so unruhig. Würde es besser werden wenn ich Abstille? manchmal wiege ich ihn nachts auch wenn das stillen nichts bringt dann wird er sofort ruhig. nur ablegen klappt dann als nicht immer. Leider sind so die Nächte sehr anstrengend vor allem auch nervend wenn er tritt und kratzt.

von anni1891 am 28.03.2019, 05:55



Antwort auf: Werden die Nächte mit Abstillen besser?

Hallo, ich glaube bei Ihrer Frage geht es nicht um ein entweder- oder. Es kann gut sein, dass Ihr Sohn zu verschiedenen Zeiten mehr das Wiegen und/oder das Stillen braucht. In der Regel macht es Sinn, nicht sofort zu stillen, sondern zu schauen, ob es um ein anderes Bedürfnis geht. Sonst entsteht schnell ein Automatismus (Unruhe-Stillen), der den jeweiligen Bedürfnissen nicht gerecht wird. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass das Abstillen das Problem lösen würde, ausser, es ist ein dringender Wunsch von Ihnen. Denn dann verliert die Stillsituation oft ihre beruhigende Wirkung, wird zu einem Zwang, der die Atmosphäre miteinander mehr stört. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 28.03.2019



Antwort auf: Werden die Nächte mit Abstillen besser?

Vielleicht kann ich dazu auch was beitragen? Unsere Tochter hat auch anfangs viel geschrien und konnte überhaupt nicht gut einschlafen. Sie war sehr wach, sehr aufnahmebereit und hatte es ungeheuer schwer, runterzufahren. Im Alter Deines Kindes ist das Mobilitätsprogramm schon voll im Gange. Hinstellen, ggf. schon laufen, mindestens krabbeln. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kind geradezu dem Zwang dazu erlag und - egal wie müde - nicht aufhören konnte. Stillen half da auch nichts mehr. Wir haben darum vor dem Einschlafen gestillt und uns mit ihr zusammen ins Bett gelegt. Sie war satt, sauber, nicht zu warm und nicht zu kalt, und sie hatte Körperkontakt mit Mama oder Papa. Sie musste wohl mal die Erfahrung machen, dass man wirklich einfach runterfahren kann. Und das hatte sie innerhalb einer Woche wunderbar gelernt und schlief dann ohne zu stillen und ohne zu wiegen usw. ein. Wenn sie nachts wach wurde, durfte sie sich gleich wieder in den Schlaf stillen. So wurde sie gar nicht richtig wach und alle konnten schlafen. Ich hab das oft gar nicht mehr gemerkt. Allerdings habe ich nie einen Unterschied gemerkt, dass sie anders geschlafen hätte, wenn sie anders eingeschlafen ist. Nächtliche Aufwachzeiten hingen nicht vom Stillen/Einschlafstillen ab, auch nicht vom Essen. Ich denke, zumindest bei uns war das vor allem das Verarbeiten der Menge an Eindrücken und Entwicklungen und die damit verbundenen Bedürfnisse nach nächtlichem Schutz und Nähe. Wir haben auch tagsüber gestillt. Vielleicht ist das einen Versuch wert? Abgestillt habe ich sie nachts mit 18 Monaten. Das ging sehr gut. Sie stillte tagsüber dann weiter.

von Schniesenase am 29.03.2019, 10:23