Papakind?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Papakind?

Hallo! Baby, aktuell 9 Monate (ausschließlich durch mich betreut, Papa abends/am WE da, hat sich aber immer eingebracht) ist seit 6. LM immer mehr von Papa begeistert. Bis dahin hat er sich zwar ebenso beruhigen lassen, aber hat mich bevorzugt und eher mit mir gelacht. Nach einem besonders extremen Wochenende, an dem er ziemlich an mir hing, fing es an, dass er plötzlich gemeckert hat, wenn Papa aus dem Blickfeld gegangen ist. Das hält seitdem an. Zum Schlafen etc. brauchte er aber immer noch mich. Papa hat jetzt zwei Monate Elternzeit und in den ersten drei Wochen war die Anhänglichkeit an den Papa extrem. Danach hat es sich etwas gegeben und er wollte auch ab und an wieder zu mir. Wenn er hungrig ist, kommt er auch weiterhin erstmal zu mir, aber den Rest (Schlafen, Trösten) ist mittlerweile bei Papa genauso (an manchen Tagen Papa bevorzugt). Zwischendurch hatte er jetzt immer mal Tage, wo er auch zu mir wollte, aber meist schlägt es dann umso heftiger wieder um. Im Urlaub haben wir mal eine einstündige Babybetreuung genutzt, da er generell sehr offen ist und bisher so gut wie gar nicht gefremdelt hat. Nach der Stunde wollte ich ihn nehmen und er lächelte mich zwar müde an, aber als er Papa erblickte fing er an zu weinen und wollte zu ihm. Spricht das alles für eine schlechte Bindung an mich? Oder ist Papa jetzt sein Hauptbezug? Mit der Papaphase hätte ich erst später gerechnet. Hinzufügen möchte ich gerne noch, dass ich natürlich froh bin, dass Papa eine so tolle Bindung hat und es erleichtert auch mir viel, aber da es so früh passiert, habe ich einfach das Gefühl, dass ich weniger wichtig für ihn bin oder irgendwas falsch gemacht habe. Er wurde aber nie schreien gelassen, viel getragen etc., könnte es mir also nicht erklären. Hier blutet schlichtweg das Mutterherz zumal der Sohn von Freunden seit 3 Jahren extremes Papakind ist und das für meinen Mann und mich manchmal erschreckend ist, wie das dort abläuft ;) Vielen Dank!

von mima278 am 24.07.2018, 11:15



Antwort auf: Papakind?

Liebe Mima, fangen Sie bitte erst gar nicht an, die Intensitäten der Beziehungen zu vergleichen. Ihr Sohn hat in verschiedenen Situationen unterschiedliche Bedürfnisse, die mal mehr von Ihnen, mal mehr vom Papa befriedigt werden können. Das ist gut so und kann beiden Eltern viel erleichtern (s. viele Fragen, wo nur ein Elternteil hilfreich ist). Das ist kein Hinweis auf eine schlechte Bindung zu Ihnen, sondern zeigt, dass er AUCH eine gute Beziehung zum Vater hat. Lassen Sie beides zu, sehen Sie es als sich verstärkend an, es gibt nämlich keinen Anspruch auf besondere Nähe. Und das gilt für alle kommenden Altersstufen, in denen immer mal wieder Eine/r bevorzugt wird. Da ist es gut früh mit dem respektieren anzufangen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 25.07.2018