Frage: Krankenhausaufenthalt

Sehr geehrte Frau Nohr, Meine Tochter ist 13 Monate alt. Gestern war ich beim Arzt und wurde dann direkt ins Krankenhaus geschickt. Wegen den Maßnahmen rund um corona wird der Aufenthalt länger dauern. Ich mache mir Sorgen wie die plötzliche Trennung für meine Tochter ist und wie ich das wieder auffangen kann?! Meine Tochter wird derzeit von ihren Großeltern und abends von meinen Mann betreut. Mein Mann hat meine Tochter bisher fast immer ins Bett gebracht. Das ist keine Umstellung. Eher das sie den ganzen Tag nicht bei mir ist. bisher haben wir fast den ganzen Tag zusammen verbracht. Wird dieser Zeitraum irgendwelche Auswirkungen haben? Ich wollte nur einmal eine professionelle Einschätzung haben. Vielen Dank im Voraus.

von Franzi196 am 21.01.2021, 12:51



Antwort auf: Krankenhausaufenthalt

Guten Tag, sicherlich wird diese Trennung für Ihre Tochter eine Umstellung bedeuten. Aber es muss keineswegs so sein, dass sie diese nicht verkraftet. Zunächst mal ist ja Ihr Mann als Bezugsperson wie bisher da. Die Großeltern kennt sie wohl auch und scheint diese gut anzunehmen. So kann Ihre Tochter - wenn auch ungeplant und etwas früh - erfahren, dass auch andere Menschen in ihrer Umgebung hilfreiche und liebevolle Personen für sie sein können. Diese Erfahrung machen Kinder ja ohnehin mit zunehmendem Alter. Das ersetzt die Eltern nicht, bereichert aber zusätzlich. Natürlich ist Ihre Tochter noch eng an Sie gebunden. Sie gehören zu ihrem Leben dazu. Sie wird auch spüren, dass Sie ihr plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Aber Einjährige können noch nicht soweit denken oder erinnern, dass Ihre Tochter jeden Tag bewußt die Mutter vermissen wird.Das speichern so junge Kinder eher im sogenannten Körpergedächtnis. Da speichert Ihre Tochter aber auch die dauerhaft guten Erfahrungen mit anderen Menschen. Da sie sich auf das neue Betreuungsangebot offenbar gut einlassen kann, ist das ein großer Vorteil. Ihre Tochter wird aus dieser Situation vermutlich die Erfahrung mitnehmen, dass die Mutter nicht immer zur Verfügung steht, dass sie selbst aber gut versorgt ist, wenn die Mutter nicht da ist.Diese Erfahrung machen Kinder oft erst später, aber sie ist für die Entwicklung wichtig, weil sie Kinder auf Dauer unabhängig von der körperlichen Anwesenheit des geliebten Objekts macht. Um Ihnen ein Stück Ihrer Sorge zu nehmen, möchte ich Sie daran erinnern, dass gute Mütter immer auch dafür sorgen, dass es ihnen selbst gut (genug) geht. Nur dann sind sie in der Lage für Ihre Kinder gut zu sorgen. Das genau machen Sie gerade. Sie sind nicht bei Ihrer Tochter, weil Sie wieder gesund werden wollen, um danach die Zeit mit Ihrer Tochter wieder genießen zu können. Ich wünsche Ihnen gute Besserung und alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 21.01.2021