Intensive Träume

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Intensive Träume

Hallo Dr. Nohr, mein Sohn (20 Monate, Stillkind, Familienbett, keine Kita, nur Spielgruppe) träumt sehr wild. Er war schon immer ein „schlechter Schläfer“ und wird inzwischen nachts mindestens einmal weinend wach. Es ist immer dieselbe Uhrzeit, wo es am intensivsten mit dem Träumen ist. Zwischendurch wimmert er manchmal auch, ohne wach zu werden. Momentan wacht er morgens oder mittags selten gut gelaunt auf. Er sagt dann auch manchmal Sachen im Sinne von „Opa ist nicht da“ (den er vor 2 Wochen das letzte Mal gesehen hat) oder „Nicht Tante, ich will das machen“. Er braucht ca. 5 Minuten und wenn er einmal wach ist, dann steigt die Laune und er ist den ganzen Tag eigentlich recht fröhlich und ausgeglichen. Er ist motorisch sehr gut entwickelt. Und spricht schon in kleinen Sätzen. Und gerade mit dem Spracherwerb, dachte ich, wird sich das Verarbeiten nachts verbessern. Ich rede mit ihm über alles, was wir am Tag erlebt haben, während des Abendessens und vor dem Schlafen. Er ist gerade sehr um seine Autonomie bemüht und da versuche ich ihm eigentlich auch genügend Freiheiten zu lassen. So lamgsam frag ich mich, ob ich noch was machen kann? Ist es normal, dass die Träume immer so negativ zu sein scheinen? Herzlichen Dank für Ihre Arbeit und viele Grüße

von Muani am 03.09.2020, 04:48



Antwort auf: Intensive Träume

Hallo, eine wichtige Funktion der Träume ist es ja, Schwieriges und Verstörendes integrierbar zu machen. Deshalb erleben wir als Aussenstehende oft die Belastung oder die Traurigkeit, die diese Traumarbeit auslöst und auch nach sich zieht. Die Sprache erleichtert zwar die Kommunikation darüber, aber das Missverhältnis von Erleben und Verarbeitungsmöglichkeit zeigt sich (alterabhängig) immer wieder. Ihre Möglichkeit besteht hauptsächlich darin, da zu sein, das Vertraute wieder herzustellen. Die Kinder wachen ja oft verstört und verunsichert auf und brauchen da besonders das Bekannte und Sicherheit gebende. Und es ist gut, abends das Tagesgeschehen anzuschauen. Dabei sollte aber besonders das kindliche Erleben (da sind oft ganz andere Sachen wichtig) die Richtschnur sein. Da das phasenhaft auftritt, wird es sich nach einer Zeit wieder beruhigen. Es kann aber immer mal wieder für eine umschriebene Zeit auftreten. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 03.09.2020