Frage: Tochter wacht abends ständig auf

Hallo, ich habe eine Frage zu meiner Tochter. Seit ihrem ersten Lebenstag ist sie ein richtiges Stillkind, trinkt oft und gerne und ohne Probleme. Gleichzeitig ist sie sehr sportlich, fröhlich und kerngesund. Läuft und turnt seit ein paar Monaten wie ein Weltmeister. Sie ist jetzt 18 Monate alt. Ich wollte eigentlich möglichst lange stillen, aber jetzt doch nicht mehr, da es mich sehr auslaugt. Vor allem abends und nachts. Zur Zeit wacht sie nach dem ersten Einschlafen abends (ich stille sie immer in den Schlaf) alle 20-30 Minuten auf, dreht sich und meckert und ist erst ruhig, wenn ich mich wieder neben sie lege und sie stille (sie schläft seit Geburt im Elternbett). Neulich habe ich mal gezählt, und da ist sie in einer Nacht 13 mal "aufgewacht", bzw. wollte gestillt werden. Tagsüber will ich sie eigentlich auch nicht mehr stillen, denke aber manchmal, dass sie nicht genug und ausgewogen genug isst, und ich das mit dem Stillen dann ausgleichen kann. Auch lässt sie sich tagsüber manchmal nur durchs Stillen beruhigen. Warum wacht sie so oft auf und schläft so wenig? Beim Mittagschlaf schläft sie allermeistens 1-2 Stunden durch ohne Probleme. Und macht es Sinn abzustillen, wenn sie das noch so zu brauchen scheint? Ich habe seit 3 Jahren nicht mehr durchgeschlafen (hab noch am Anfang der Schwangerschaft mein erstes Kind gestillt, die beiden sind knapp 20 Monate auseinander). Sie isst in meinen Augen deutlich weniger als ihr Bruder in dem Alter. In meinen Augen zu wenig. Daher stille ich sie tagsüber dann in dem Sinne eigentlich ganz gerne. Aber vielleicht isst sie deswegen nicht so gut... irgendwie ist Muttermilch ihr Lieblingsessen... Das war, was ich mal zu unserer Situation sagen kann im Moment.

von RivK am 08.11.2023, 21:45



Antwort auf: Tochter wacht abends ständig auf

Liebe RivK, ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Trotzdem sollte in diesem Alter doch nachgeschaut werden, wenn ein Kind die Beikost weiterhin so ablehnt. Bitte lass zunächst die Zink- und Eisenwerte kontrollieren, denn es kann gut sein, dass dein Baby einen Mangel hat und deshalb so appetitlos ist. Beides kann die Ursache für ein schlecht essendes Kind sein. Wichtig ist irgendwann nach dem ersten Geburtstag wirklich, dass die Ursache für die Essensverweigerung gefunden wird und nicht, dass mit dem Kind eine Gewaltkur inklusive plötzlichen (und traumatischem) Abstillen veranstaltet wird. Gleichzeitig solltest du weiterhin versuchen, deinem Kind feste Nahrung anzubieten. Setze auf den Nachahmungstrieb des Kindes und biete ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Wenn Du zum Beispiel nie gekochte Karotten isst, dann kennt dein Kind diesen Geschmack nicht über die Muttermilch und wird sie höchst wahrscheinlich auch vom Löffel ablehnen. Es gibt auch Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. Das Geschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, das sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Das Wichtigste ist jetzt, dass du Klarheit für dich bekommst. Möchtest du sofort komplett abstillen, oder wäre ein "wir stillen nur noch abends zum Einschlafen und morgens vor dem Aufstehen" auch ok für einige Zeit? Je klarer für dich ist, was dein Ziel ist, desto besser lässt es sich erreichen. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Auch DEINE Gefühle sind wichtig und wenn du dich unwohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht, etwas zu ändern! Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Vielleicht ist es aber auch so, dass du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es so noch okay ist für dich. Dein Kind wird diese Phase hinter sich lassen, auch ohne Druck. Und das Abstillen wird auch nicht leichter oder schwieriger. Ich wünsche Euch einen friedlichen Weg, der für alle passt! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 08.11.2023



Antwort auf: Tochter wacht abends ständig auf

Danke für die Antwort. Das abendliche Aufwachen hat sich deutlich reduziert. Vielleicht hing es auch mit den Backenzähnen zusammen, die nun durchbrechen. Ich habe mich aber jetzt entschieden, sie erstmal zumindest tagsüber nicht mehr zu stillen, nur zum Einschlafen. Sie weint teilweise ziemlich lang, aber ich trage sie und versuche sie abzulenken. Nur hat sie ein bisschen abgenommen, weil sie immer noch nicht viel isst und trinkt. Vor allem das Mittagessen will sie meistens nicht. Müsli, Joghurt Bananen, manchmal Apfel, Brot/Brezel, Nudeln, Käse, Reis, Mandarinen, Kinder-Obst-Getreideriegel, Kinderkekse... das isst sie ganz gern. Natürlich alles ohne industriellen Zucker. Aber sie isst wenig... und vor allem trinkt sie wenig, finde ich. Vielleicht braucht es nun etwas Zeit mit der Umgewöhnung. Sonst geht es ihr gut, sie lacht und bewegt sich viel, eigentlich normal alles. Kann es übrigens sein, dass ich an mir auch die Folgen des Abstillens merke? Ich war heute ziemlich angespannt, schnell gereizt und jedes Geräusch und jede Aktion von außen war mir zu viel.

von RivK am 26.11.2023, 21:32