Frage: Stillen mit viel Gemoser

Hallo Frau Welter, Ich stille meine 3 Monate alte Tochter voll. Seit gut einer Woche ist das Stillen tagsüber anstrengend geworden. Oft sieht es so aus: es wird kurz getrunken, dann abgedockt, gemosert, wieder angedockt, angezogen, geschluckt und dann geht das wieder von vorne los. Am besten funktioniert das Stillen direkt nach dem schlafen und nachts haben wir auch gar keine Probleme. Meine Sorge ist, dass sie nun zu wenig bekommt… Wie soll ich den am Besten in solchen Situationen reagieren? Ich habe das Gefühl, sie möchte im wachen Zustand nicht in die Brust, sie fängt teilweise schon das mosern an, wenn ich sie nur in die Position bewegen möchte. Im stehen und rumtragend klappt es meist besser. Aber auch schon zu vor war sie eine schnelle Trinkerin. Unsere Stilleinheiten haben wirklich maximal 10 min, eher 5-7 min gedauert. Wie viel Urin soll denn ein 3 Monate altes Baby ungefähr produzieren? Sie wiegt jetzt 6,1kg, bei Geburt waren es 3,5 und ihr niedrigstes Gewicht war 3,3kg. Aufgrund starker Gelbsucht hatte sie ihr Geburtsgewicht erst an Tag 14 wieder. Dh sie hat in 10 Wochen knapp 2,8 Kilo zugenommen. Das entspricht ja einer durchschnittlichen wöchentlichen Zunahme von 280g. Zu Beginn hat sie deutlich mehr zugenommen, momentan sind es auch mal nur 100g die Woche, dann mal wieder 150g oder auch 200g. Ist das so ok? Ich habe Angst, dass sie abfällt/ stagniert und die Kinderärztin bei der U4 zum Zufüttern rät. Milch habe ich eig mehr als genug. Lieben Dank und liebe Grüße

von AugustBaby2023 am 17.10.2023, 15:40



Antwort auf: Stillen mit viel Gemoser

Liebe AugustBaby2023, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Es gibt einige Kolleginnen, die von einer „Brustschimpfphase" sprechen. Damit sind Kinder gemeint, die Angst haben, beim Trinken an der Brust etwas zu verpassen. Als erste Maßnahme ist dann zu empfehlen, das Baby auch am Tag unter den Bedingungen zu stillen, wie sie in der Regel nachts herrschen: in einem ruhigen, ablenkungsarmen, abgedunkelten Raum. Neben dem Tipp, möglichst gelassen zu bleiben ist dies die nächste Empfehlung, die dem Kind und damit auch der Mutter in solchen Zeiten helfen kann. Am besten wendest du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch besser trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Schau dir dein Baby an, hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kann frau sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht tatsächlich Handlungsbedarf. Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.10.2023