Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen mit Staphylococcus Aureus

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen mit Staphylococcus Aureus

Aydasi

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Hallo Biggi, ich habe heute von meiner FÄ die Rückmeldung bekommen, dass beim Abstrich von meiner Brust die Bakterien Staphylococcus aureus im Brustzentrum nachgewiesen worden sind. Leider kämpfe ich seit Anfang August mit einem Ausschlag und Juckreiz an der Brust. Ende August wurde der Abstrich gemacht. Die Ärztin hat mir das Ergebnis heute zufällig bei der Vorsorge mitgeteilt, d.h. ich stille seit über 3 Monaten meine Tochter mit der Brust (inzwischen beide Brüste betroffen) Im Bericht von der Brustzentrum steht folgendes: "Empfehlung: Bei persistierenden Beschwerden der Areola Therapie mit oralem Cefalosporin z.B. Cefalexin empfohlen Abstrich Areola rechts: Staphylococcus aureus: Infektionen mit einem Oxacillin-sensiblen S.aureus (MSSA) sollten parenteral mit Flucloxacillin oder Cefazolin behandelt werden, p.o. mit Cefalexin." Die FÄ hat mir Cefalexin aufgeschrieben. Lange Rede kurze Fragen: kann ich meine Tochter (inzwischen 7 Monate alt) damit infiziert haben und ihr geschadet haben? Kommt es häufig vor, dass nach der Antibiotikaeinnahme der Mutter, die Babys an Pilzerkrankung leiden? Raten Sie auf jeden Fall die Behandlung mit Antibiotika? Der Ausschlag wurde zwischenzeitlich mit coritson Creme besser, ist aber noch vorhanden. Es tut mir leid, dass es so lang geworden ist und bitte Sie ums Verständnis. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.


Biggi Welter

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Liebe Aydasi, ich habe einen guten Artikel über das Thema, der wird dich beruhigen, schau mal: https://www.stillkinder.de/ich-hab-eine-infektion-muss-ich-abstillen/ Tatsächlich kommt es auch selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Ich zitiere hierzu noch aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ von Spielmann, Steinhoff, Schaefer: Antibiotika allgemein Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht. In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert: Beeinflussung der Darmflora (ggf. „dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall), Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten, Entwicklung resistenter Keime, Sensibilisierung. Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993). Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996). Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten. Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeitermittelt worden (Ito 1990). Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988). Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985). Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind. Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind. Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden. Gute Besserung und liebe Grüße Biggi


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