Mitglied inaktiv
Hallo Biggi! Ich bin in meiner "Verzweiflung" durch googeln auf diese Seite gestoßen. Mein Sohn ist 2 Jahre und 1 Monat alt. Sein Stillverhalten macht mich in letzter Zeit jedoch etwas mürbe. Er will eigentlich dauernd stillen, wenn ich greifbar bin. Fange ich an mit ihm zu spielen -- hängt er mir 5 min später an der Brust. Lesen wir ein Buch zusammen -- kommen wir bis zur 3. Seite oder so. Er kommt beim Essen an, wenn ich mal einen Kaffee trinke oder eben einfach nur dasitze. Am ärgsten ist es früh im Bett. Er wacht so gegen 6 Uhr auf und ab da werde ich wirklich "dauerbestillt" bis ich meist nach einer Stunde dann völlig fertig aufstehe, weil er einfach nicht von mir ablässt. Auch nachts weckt er mich oft jede Stunde und will stillen. Anfangs hab ich ja noch dieses Mantradenken gehabt ("ist sicher nur wieder eine Phase....") aber inzwischen geht das schon seit etwa Anfang August so. Verweigere ich ihm die Brust gibt es alle Farben der Wut und Verzweiflung und ich gebe nach. Aber so kann es nicht weiter gehen, denn ich merke wie sich mir langsam der Wunsch aufdrängt nicht mehr stillen zu müssen. Ich wollte ihm das Abstillen überlassen, aber wenn ich ihn weiter nach seinem Bedarf stille, dann zehrt das zu sehr an meiner Substanz (bin berufstätig; teilzeit im Schichtdienst als Intensivkrankenschwester). Wenn er bei der Tagesmutter oder beim Papa ist, dann ist das alles gar kein Problem. An meiner Berufstätigkeit liegt es sicher nicht, denn ich gehe bereits seit einem Jahr wieder arbeiten. Sicher hat das Stillen in der Anfangsphase wieder zugenommen (was ich auch akzeptiert habe), aber jetzt hat es eine Dimension angenommen, mit der ich einfach nicht zurecht komme. Hast Du einen Rat für uns? Abstillen will ich eigentlich nicht, denn ich finde es wichtig ihm das Wie und Wann zu überlassen. Auf Kompromisse lässt er sich nicht ein. Er weint und schreit und bettelt (spätentens dann werde ich immer schwach :-( ). GLG von Betsy
Liebe Betsy, allmählich und mit viel Liebe ist die Antwort auf deine Frage. Für ein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Im Alter deines Sohnes ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich werde dir jetzt ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind (zumindest zeitweise)von der Brust zu entwöhnen. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt "biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Mit zwei Jahren kann ein Kind schon sehr viel verstehen und Abmachungen treffen. Ich denke, dass der erste Schritt für euch sein sollte, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, könnt ihr einen Weg zum allmählichen Abstillen finden. Du kannst als Übergangslösung mit deinem Kind vereinbaren, dass sie in bestimmten, klar erklärten und für das Kind erkennbaren Situationen nur ganz kurz trinken darf und so einen allmählichen Übergang schaffen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Außerdem möchte ich dir das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi
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