Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

zum 3. mal Schwanger...und einige Fragen

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Frage: zum 3. mal Schwanger...und einige Fragen

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Hallo Und zwar bin ich zum 3. mal Schwanger. Sehr überraschend. Eigentlich wollten wir keine Kinder mehr, vorerst. Und zwar musste ich meinen 1. Sohn bei 33+1 gebären wegen einer Präklampsie. Bei meinem 2. Sohn lag ich 5 Wochen im KH mit Ass100 Therapie und Glucose Infusion, da er ab der 30 SSW nicht mehr wachsen wollte. Schlussendlich wurde er bei 35+2 geboren mit 1650g und 41cm. Sonst aber einem 36 Wochen Baby entsprechend. Nun haben mein Mann und ich sehr grosse Angst das diese Schwangerschaft wieder sehr Problematisch verlaufen könnte. Zudem hab ich ja nun die 2 Jungs, wobei der 1. 4 Jahre alt ist und leider geistig behindert und der 2. erst ein Jahr alt ist. Wir hatten erst über eine Abtreibung nachgedacht, aber gemeinsam mit meinem FA entschieden dieses Baby doch zu behalten. Nun möchte mein FA ab der 12 SSW. mit ASS100 Therapieren damit die ausreichende Blutversorgung des Babys gewährleistet wird. Ich hatte in beiden voran gegangenen Schwangerschaften eine Notch. Ich hoffe das heisst so? Jedoch war diese wohl nie soo ausgeprägt als das die Kinder unterversorgt waren. Warum der kleine ein SGA Baby war, konnte mir niemand beantworten. Die Plazenta wurde leider NICHT eingeschickt. Ich hatte aber extreme Zahnfleischentzündungen und habe mal gelesen das das evtl. davon kommen kann? Gibt es irgendwas, das ich tun kann, damit diese Schwangerschaft besser verläuft? Das ich endlich mal ein Baby über 2000g haben kann und volle 40Wochen in mir tragen kann? Ichhatte 2 Sectios. Ich wünschte mir schon immer einmal Spontan entbinden zu dürfen. Aber das wird wohl nicht mehr möglich sein, oder? Was würden sie mir raten? Wir tragen nun sehr viel Angst in uns, das wir wieder ein Frühchen in den Händen halten müssen. Welches sich natürlich sehr schwierig gestalten würde durch meine beiden Jungs. Ich freue mich auf ihre Antwort. LG Antje


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Antje, das ist für Sie sicher keine einfache Entscheidung und sie kann in Ihrem Fall auch nur individuell gefällt werden. Unzweifelhaft ist diese Schwangerschaft mit einem sicherlich deutlich höheren Risiko verbunden, was die Wiederholung der Präeklampsie, aber auch die Plazentainsuffizienz angeht. Die Zahlen der Literatur beziffern das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie (Gestose) zwischen 19,5 -25,9 Prozent. Es ist also nicht gerade gering. Nach einer Eklampsie ist das Wiederholungsrisiko etwa bei 21.9Prozent bis 46.8 Prozent. Nach einem HELLP-Syndrom ist das Wiederholungsrisiko zwischen 3-5 Prozent anzusiedeln. Im Falle eines erneuten Kinderwunsches mit derartiger Vorgeschichte sollte sicher schon im Vorfeld auch der Hausarzt nach internistischen Symptomen, die von Herz-Kreislaufsystem ausgehen können oder auch die Niere betreffen können, schauen, um hier im entsprechende Risiken auszuschließen. Auch können schon mal Gerinnungsstörungen bei der Frau, die nur mit speziellen Untersuchungen nachweisbar sind, ursächlich sein. Darüber hinaus sollte die Frau dann während der Schwangerschaft auf eine möglichst gesunde Ernährung unter Wahrung der maximalen Gewichtszunahme, einer ausreichenden Flüssigkeits-, Eiweiß- und Salzaufnahme achten. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium hat sich in wissenschaftlichen Studien eindeutig als vorbeugend erwiesen. Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte sind entsprechende Hinweiszeichen frühzeitig zu beachten. Auch ist über eine Ultraschall-Doppleruntersuchung zu sprechen, bei der man schon früher, als mit anderen Methoden, Hinweiszeichen für eine Präeklampsie (Gestose) erkennen kann. Plazentainsuffizienz bedeutet, dass der Mutterkuchen so verändert ist, dass er nicht mehr in der Lage ist, das Baby ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Dieser Zustand kann sich langsam verschlechtern (chronische Plazentainsuffizienz, z.B. durch verminderte Durchblutung, Strukturveränderungen oder Verstopfung von Blutgefäßen) oder plötzlich auftreten (akute Plazentalösung, z.B. bei vorzeitiger Ablösung des Mutterkuchens von der Gebärmutterwand). Gehäuft finden wir diese bei Mehrlingsschwangerschaften, Präeklampsie („Gestose“) oder Diabetes der Mutter; untergewichtigen, schlecht ernährten oder rauchenden Müttern; vorausgegangenen Fruchtbarkeitsstörungen; fieberhaften Infektionen; Blutungen oder Frühgeburtsneigungen während der Schwangerschaft; sowie bei Übertragung des Kindes. Ein zahlenmäßiges Risiko können wir nicht benennen, was die Wiederholungswahrscheinlichkeit angeht, aber in jedem Fall sind rechtzeitige Doppler-Kontrollen durch Ihre Frauenärztin/Frauenarzt oder die Klinik sinnvoll und wenn sich Hinweise auf eine Plazentainsuffizienz ergeben, wird das Kontrollintervall entsprechend eng gesteckt werden müssen. In Ihrer Situation empfiehlt sich die frühezeitige Mitbetreuung durch ein Perinatalzentrum. Zu guter letzt wird bei der Betreuung von Patienten mit einer vor der 32. SSW aufgetretenen IUGR (Wachstumsretardierung) oder Präeklampsie in der Vorgeschichte bei Fehlen einer zugrunde liegenden Erkrankung (Hypertonie, Nierenerkrankung, Diabetes) die prophylaktische Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS, 100 mg einmal täglich abends) empfohlen. Die Wirksamkeit von ASS scheint umso größer zu sein, je eher die Prophylaxe begonnen wird. Aufgrund fehlender Unbedenklichkeitsnachweise wird derzeit die ASS-Gabe erst ab der 12. SSW empfohlen. Auch Patientinnen mit Nachweis eines pathologischen uterinen Doppler-Flussmusters im 2. Trimenon oder bereits nachgewiesener IUGR sollte ASS gegeben werden. Dies geschieht unter der Vorstellung gefäßerweiternder Effekte und der Vermeidung thromboembolischer Ablagerungen in der Plazenta. Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte die ASS-Gabe (bei hoher Dosierung) wegen des möglichen vorzeitigen Verschlusses des Ductus botalli zurückhaltend durchgeführt werden. Darüber hinaus muss eine ASS-Therapie spätestens mit Abschluss der 37.SSW beendet werden, um Blutungskomplikationen unter der Geburt zu vermeiden (Gynäkologe: 2009, 42:219) VB


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