Frage: Zukunftsplanung

Hallo, meine Frage ist im Moment noch extreme Zukunftsmusik, aber wenn ich so vor mich hin plane, möchte ich doch gerne einen Rat haben: Meine Zwillinge sind 11 Monate alt. Bei der Geburt waren beide jeweils fast 2500g schwer und ich habe es bis 36.+3 geschafft. Leider gab es bei der Geburt - für mich - Komplikationen, so dass es 5 Tage Intensivstation brauchte und ich fast gestorben wäre. Das Problem war eine Uterusatonie mit entsprechender Blutung. Man hat meinen Uterus mit 2 x 3 B-Lynchnähten versorgt. Am Ende der stationären Zeit meinte eine Stationsärztin etwas im Sinne von "besser nicht mehr schwanger werden". Der operierende Chefarzt meinte, 1 Jahr warten und als Risiko bei erneuter Entbindung angeben, und mein ambulanter Gynäkologe riet zu mindestens 2-3 Jahren Abstand. Nicht dass mir mit meinen Zwillingen langweilig wäre, aber wenn ich mir Gedanken mache, würde ich gerne wissen, ob von einer weiteren SS abzuraten ist oder nicht. Während der Operation ist mein Uterus als dünnwandig aufgefallen, allerdings konnte mir keiner sagen, ob es sich um eine Anomalie handelt, oder ob die Zwillingsbelastung ursächlich war. Gibt es Untersuchungsmöglichkeiten, um das Risiko abschätzen zu können? Ich denke, ich habe da eine Verantwortung gegenüber meinen Zwillingen und meinem Mann, und bin auch wirklich nicht lebensmüde..... Ist bei "Dünnwandigkeit" die Sectionarbe gefährdet? Ich kenne bereits zwei Fälle einer Ruptur während der SS. Und wie sieht es mit der Dehnfähigkeit der 6 anderen Nähte aus? Ich bin gespannt auf Ihre Meinung. Vielen Dank für Ihre Mühe. Herzliche Grüße Zwillingsmama

von 2010Zwillingsmama am 22.06.2011, 14:30



Antwort auf: Zukunftsplanung

Hallo, 1. es gibt für diese Situation keine pauschale Antwort oder irgendeine Empfehlung aus den Leitlinien, sondern dieses kann und sollte immer nur individuell, am besten durch einen erfahrenen Facharzt in einer größeren Frauenklinik (Oberärztin/Oberarzt oder Chefärztin/Chefarzt) beurteilt und entschieden werden. 2. bei Ihrer Vorgeschichte ist es auch wichtig zu wissen, ob es vor dem Kaiserschnitt den Versuch einer Spontangeburt gab und wie lange hier zugewartet wurde. Denn bei längerem Geburtsverlauf kann es in der Tat dazu kommen, dass die Gebärmutterwand mit der Zeit ausdünnt – und dieses bei Zwillingen umso mehr und eher. Gleiches gilt dann für die sich aus dieser Konsequenz ergebende Atonie: die Situation, dass die Gebärmutter keine Möglichkeit mehr hat, sich richtig zu kontrahieren und es demzufolge zu einer massiven Blutung kommt, die auch lebensbedrohlich sein kann. 3. deshalb erfolgte dann wohl auch die „Lynch-Naht“ als einer der letzten Optionen, bevor man sich sonst ggf. zur Gebärmutterentfernung entschließt 4. Zahlen für ein Wiederholungsrisiko für eine Atonie liegen mir nicht vor. 5. wie schon unter Punkt eins angedeutet, empfehle ich Ihnen vor einer kommenden Schwangerschaft das Gespräch, wobei es für den beratenden Arzt wichtig ist, dass er/sie die Unterlagen zum genauen Verlauf und auch den Operationsbericht vorliegen hat 6. da eine kommende Geburt für Sie mit nicht wenigen Risiken verbunden wäre, wird es – sofern Ihnen einer der Ärzte noch zu einer weiteren Schwangerschaft raten wird - bei sehr ausgedünnter Gebärmutterwand in jedem Fall sinnvoll sein, einen planmäßigen Kaiserschnitt von Beginn an zu wählen, da sonst das Rupturrisko der Gebärmutter deutlich erhöht ist. 7. Damit ist aber nicht ausgeschlossen, dass nicht doch zu einer Atonie kommen kann. 8. Für die nächste Geburt ist dieses für das diensthabende Team sicher sehr wichtig und von Bedeutung ist dann auch die Erfahrung der bei der Geburt anwesenden MitarbeiterInnen. Insofern sollte sichergestellt sein, dass dieses schon vor Aufnahme zur Geburt über Ihre Situation bestens in Kenntnis gesetzt ist. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 22.06.2011