Hallo Herr Dr. Bluni,
bin in der 12. Woche schwanger und habe seit gestern ein Ziehen oder auch ein Druckgefühl im Rücken in der Nierengegend.
Könnte das eventuell was mit den Nieren zu tun haben? Habe gelesen, daß Schwangere anfällig sind für Nierenbeckenentzündung. An der Blase merke ich aber nichts.
Hört sich jetzt vielleicht auch ein bischen blöd an, aber ich mache mir Sorgen, da ich nicht mehr so ein extremes Hungergefühl habe. Vor ein paar Tagen mußte ich immer sofort was essen, wenn ich Hunger hatte. Momentan ist das eigentlich wieder wie vor der Schwangerschaft. Was das vielleicht nur durch die Umstellung oder hat man evtl. doch die ganze SS über solche Hungergefühle, da man doch mehr Nährstoffe benötigt?
Bei der letzten SS hat die Entwicklung auch einfach aufgehört (missed abort)und ich habe einige Tage zuvor gemerkt, daß sich mein Körper wieder normalisiert hatte und die Schwangerschaftsanzeichen nachließen.
Deswegen beunruhigt mich das etwas.
Können Sie mir dazu etwas sagen?
Liebe Grüße
Evi
Mitglied inaktiv - 26.01.2006, 12:04
Antwort auf:
Ziehen in der Nierengegend
hallo Evi,
1. die sich vergrößernde Gebärmutter und die sich verändernde Anatomie des kleinen Beckens bringt es mit sich, dass es in der Schwangerschaft mal "ziepen", ziehen, oder drücken kann - und dieses auch im Rücken - wobei man nicht generell sagen kann, woher es kommt, oder ob es noch normal ist.
Hinzukommt, dass die hormonelle Veränderung zu einer Auflockerung des Bandapparates, auch im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule, führt und dass das Wachstum des Bauches eine zunehmende Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne bewirkt, mit daraus resultierender Hohlkreuzbildung und entsprechenden Beschwerden.
In vielen Fällen hilft schon, wenn die Frau viel ruht oder vorsorglich Magnesium einnimmt, das die Gebärmutter beruhigt. Zur Stärkung der Rückenmuskulatur ist sicher das Schwimmen sehr geeignet.
Bei anhaltenden Beschwerden sollte grundsätzlich mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt Rücksprache genommen werden.
Ob im Einzelfall andere Dinge für die Beschwerden ursächlich sind, wie z.B. eine Nierenbeckenentzündung, kann dann nur der Frauenarzt oder Frauenärztin vor Ort mit einer Untersuchung klären.
2. man sollte die Schwangere natürlich davon in Kenntnis setzen, dass die Schwangerschaften erstens individuell völlig unterschiedlich verlaufen können, mit zum Teil völlig neuen und auch unterschiedlichen Erfahrungen bei bestimmten körperlichen Veränderungen. Und so kann auch die Anwesenheit/das Fehlen und oder Intensität der typischen Schwangerschaftssymptome und schwangerschaftstypischer Beschwerden variieren. Dieses Phänomen hat aber nur selten eine klinische Bedeutung für den aktuellen Zustand der Schwangerschaft.
Insofern kann die Schwangere bei bisher unauffälligen Untersuchungsbefunden meist beruhigt sein.
3. sicherlich hat eine schwangere Frau einen größeren Nährstoffbedarf und die beschriebenen Hungergefühle, die stärker, als außerhalb der Schwangerschaft sind, wären für eine Schwangerschaft nicht ungewöhnlich.
Bei Heißhungerattacken können Sie sicher zu solchen Essgelüsten stehen und die Dinge essen, auf die Sie Appetit haben. Wenn diese Essgelüste auf Kuchen, Schokolade oder dergleichen jedoch dauerhaft verspürt werden, sollten Sie ihnen nicht immer nachgeben, denn in der Schwangerschaft muss ja nicht wesentlich mehr gegessen werden.
Auch wenn es in einer alten Weisheit immer noch fälschlicherweise heißt „du musst für zwei essen“. Eher sollte eine bewusste Ernährung gewählt werden.
Darüber hinaus sollte hinsichtlich der Gewichtszunahme daran gedacht werden, dass es, je nach Ausgangsgewicht, schon gewisse Richtwerte gibt, auf die zu achten ist, um eine übermäßige Zunahme zu vermeiden, da in den Süßwaren doch schon erhebliche Mengen an versteckten Fetten enthalten sind.
VB
VB
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 26.01.2006