Sehr geehrter Herr Dr.,
ich habe diesmal eine Frage, die nichts mit einer Schwangerschaft zu tun hat, da ich aber in diesem Forum schon viele gute Antworten bekommen habe, hoffe ich dennoch auf einen Rat.
Ich habe seit einigen Tagen ein "Ziehen" (leichter Schmerz) in der linken Brust, wie ein "Strang" von etwas oberhalb (außen) bis hinein in die Brust. Ich hatte dies im Sommer schonmal über mehrere Wochen, damals Tastbefund und Ultraschall der Brust, alles i.O.. Die Schmerzen verloren sich wieder.
Vor zwei Wochen war ich zur normalen Vorsorge beim FA, auch mit Tastbefund der Brust (zu der Zeit auch beschwerdefrei) auch alles i.O. Jetzt begannen die Schmerzen letzte Woche wieder, zuerst vor der Mens, insofern dachte ich an ein typisches PMS Syndrom, jetzt hält es aber immer noch an, besonders morgens und abends fühle ich es vermehrt. Was könnte es sein, was soll ich unternehmen? Abwarten? Schon wieder zum FA? Die Schmerzen an sich sind nicht so schlimm, eher die Sorgen darum!
Ich bitte freundlichst um einen Tipp!
Danke!
Mitglied inaktiv - 20.10.2008, 09:18
Antwort auf:
Ziehen in der Brust
Hallo,
Beschwerden in der Brust sollten selbstverständlich immer ernst genommen werden und es sollte versucht werden, der Ursache nachzugehen. Hierbei ist es aber neben dem Gespräch über die Beschwerden/den Tastbefund auch ratsam, zu beruhigen, sofern kein dringender Verdacht auf etwas Besorgniserregendes besteht.
Sofern organische Ursachen seitens der Brust, hormonelle Störungen der Hirnanhangsdrüse/Schilddrüse und eine Schwangerschaft vom Frauenarzt oder Frauenärztin vor Ort ausgeschlossen wurden, sind bei zyklusabhängigen Brustbeschwerden häufig hormonelle Schwankungen, die man nicht unbedingt nachweisen kann, die Ursache für schmerzhafte Veränderungen. Auch kommen Beschwerden aus dem Bereich der Wirbelsäule in Frage, die Beschwerden in der Brust verursachen können. Dann sind diese aber meist nicht zyklusabhängig. Auch können diese Beschwerden im Rahmen des prämenstruellen Syndroms (PMS)auftreten.
Sofern ein östrogenhaltiges Verhütungsmittel angewandt wird, beseht die Möglichkeit, hier ggf. die Dosis einer Pille zu reduzieren oder alternativ auf eine rein gelbkörperhaltige Verhütung, wie eine Minipille umzusteigen. Manche Frauen reagieren auch schon auf sehr geringe Östrogendosen entsprechend. Hier kann ein Wechsel oder das Weglassen der Pille für 1-3 Monate schon schnell zeigen, ob die Ursache hierin zu suchen ist.
Besonders wichtig ist, es darüber aufzuklären, dass ein bösartiger Befund in der Brust eben meist keine Schmerzen verursacht, was eine Früherkennung auch und gerade bei Beschwerdefreiheit umso sinnvoller erscheinen lässt.
Das prämenstruelle Syndrom (PMS) wird definiert als regelmäßig in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase) auftretende, ausgeprägte körperliche und psychische Beschwerden.
Das PMS tritt in milder Form bei etwa jeder vierten Frau auf, eine behandlungsbedürftige Ausprägung wird bei etwa 5% aller Frauen angenommen. Die Erstmanifestation ist meist ab dem 3.Lebensjahrzehnt.
Die Symptome sind außerordentlich vielfältig, wobei im Vordergrund Mastodynie (Brustbeschwerden), Beschwerden im Bauch mit Völlegefühl, Übelkeit und Aufgetriebensein, Ödeme, Kopfschmerzen, Depressionen, Angstzustände, Konzentrationsschwierigkeiten, Libidoveränderungen und abnormes Essverhalten stehen.
Diese kurze Auflistung ist aber nicht vollständig, da bei 350 Studien annähernd 200 (!) verschiedene Symptome genannt wurden.
Ohne hier jetzt ins Detail zu gehen (Sie können in einer der Suchmaschinen hierzu reichlich Informationen finden), scheinen regelmäßige körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung mit Aufnahme ungesättigter Fettsäuren einen günstigen Einfluss auszuüben.
Die jeweilige Diagnostik richtet sich immer nach dem Eindruck des Untersuchers/der Untersucherin. In erster Linie ist des die Tastuntersuchung und die Ultraschalluntersuchung der Brust. Eine Mammographie sollte gerade bei der Frau, die jünger als 35 Jahre ist, aber selbstverständlich auch bei jeder anderen Frau, immer streng indiziert werden. Bei der jungen Frau auch deshalb, weil das Brustdrüsengewebe sehr strahlensensibel ist.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 20.10.2008