Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin in der 32. SSW und hatte gestern eine Zecke am Rücken entdeckt. Diese war noch sehr flach und ließ sich einfach entfernen. Außer einer kleiner Rötung ist die Stelle unauffällig (kein Jucken, etc.). Mein FSME-Impfschutz ist leider nicht mehr ausreichend (letzte Impfung 1994). Nach Rücksprache mit meinem Frauenarzt habe ich die Dermatologische Abteilung eines Krankenhauses besucht. Dort wurde mir nur gesagt, dass ich die Bissstelle im Blick haben sollte. Von einer passiven Impfung sowie einer Antibiotikatherapie wurde mir abgeraten. Es sollte erst eine entsprechende Therapie veranlasst werden, wenn sich Symptome einer Borreliose o. FSME zeigen würden. Ist es denn dann dafür nicht zu spät? Welche Auswirkungen kann eine Infektion auf das Kind haben? Sollte ich nochmals in ein anderes Krankenhaus gehen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. Viele Grüße AnnaFrieda
Liebe Anna, im Allgemeinen wird empfohlen, wenn die Zecke komplett entfernt wurde, sollte die Bissstelle beobachtet werden (ggf. den Hausarzt informieren) und im Falle einer ringförmigen Rötung sollte in jedem Fall eine antibiotische Behandlung erfolgen. Hier noch einmal ein paar zusammenfassende Infos: die Zecken können neben der Frühsommermeningoenzephalitis (in Endemiegebieten) Borrelien übertragen. Die Borreliose (Lyme Diesease) (Inkubationszeit 7 Tage bis mehrere Monate) zeigt sich häufig erst nach einer längeren Zeit mit unterschiedlich ausgeprägten neurologischen Symptomen oder Gelenkbeschwerden. Da die Erreger nicht immer übertragen werden, ist generell eine Therapie nur dann indiziert, wenn sich um den Einstich herum eine Rötung nachweisen lässt ringförmige Rötung = Erythema chronicum migrans), was den Verdacht auf eine Infektion lenkt. Eine Infektion des ungeborenen Kindes in der Schwangerschaft ist möglich. Über Schäden bei den Ungeborenen gibt es aber nur sehr wenige Berichte. Vorsorglich wird bei Nachweis dieser Infektion in der Schwangerschaft zur frühzeitigen Penicillintherapie geraten. Diese ist für das Kind sicher unbedenklich. Neben der Kontrolle der Bissstellte sollte laborchemisch etwa 3 Wochen nach Zeckenbiss bei der Schwangeren der Borrelientiter entnommen werden. Ist er negativ, würde man ihn ggf. nach weiteren 3 Wochen wiederholen. Frau Prof. Enders aus Stuttgart empfiehlt hier auch, dass man dann bei Geburt des Kindes aus dem Nabelschnurblut den Titer nochmals mitbestimmen lässt (allerdings ist dieses nur relevant, wenn der Biss mehr als 3 Wochen zurückliegt) VB