Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Wieder Frühabort?

Frage: Wieder Frühabort?

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Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich hatte bereits zwei frühe Fehlgeburten (2002/2004), dann eine intakte Schwangerschaft. Nun bin ich etwas überraschend wieder schwanger. Meine letzte Mens war am 29.08 bei einer Zykluslänge von meist 32 Tagen. Mens erwartet am FR., positiver SS-Test am SO. Am Di war ich beim FA und der machte mir nur wenig Hoffnung. Die Fruchthöhle sei für den SS-Zeitpunkt (laut FA 6.SSW) zu klein, außerdem sehe er einen Bluterguss. Die Blutungen würden bestimmt bald einsetzen! Sollte keine Blutung auftreten dann Kontrolle am FR und evtl. Progesterongabe wie in der dritten, intakten Schwangerschaft. Nun meine Frage: Warum wird nicht gleich Progesteron gegeben, wenn es noch eine kleine Chance auf den Erhalt der SS gibt und bin ich durch den langen Zyklus nicht erst 5 SSW und ist es nicht normal "nur" eine Fruchthöhle zu sehen? Vielen Dank und "Sorry" das es etwas lang geworden ist Tilly PS. Blutungen habe ich bis jetzt noch nicht, aber schwanger fühle ich mich eigentlich auch nicht.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo Tilly, 1. es ist ein nicht ungewöhnlicher Vorgang, daß manche Frauen erst ein oder zwei Fehlgeburten haben oder zwischendurch eine Schwangerschaft austragen, bevor eine sich dann (wieder) ein intakte Schwangerschaft entwickelt. Die Wahrscheinlichkeit eines positiven Verlaufes nach einer Fehlgeburt liegt aber bei etwa 85-90%! Nach der vollendeten 6. SSW ist das Fehlgeburtsrisiko so in etwa bei 12% und nach der vollendeten 12. SSW nur noch bei etwa 4%. Bei unauffälligem Verlauf der Schwangerschaft kann die Frau deshalb beruhigt sein und sollte bei etwaigen Ängsten mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin zu sprechen, der/die ihr diese dann sicher nehmen kann. 2. unabhängig von den Angaben der Schwangeren hinsichtlich des Datums der letzten Regel oder des vermeintlichen Termins der Befruchtung, berechnet immer noch der frühe Ultraschall das Schwangerschaftsalter und den Entbindungstermin am genauesten. Und so kommt es recht häufig vor, dass dadurch, dass er Zyklus etwas unregelmäßig war, der Eisprung früher oder später eintrat oder die Schwangerschaft einfach etwas jünger/älter ist, als erwartet und man deshalb in der frühen Schwangerschaft eine Korrektur des Schwangerschaftsalters vornehmen muss. Das kann dazu führen, dass sich im Ultraschall weniger oder mehr sieht, als man vielleicht erwarten würde. In den wohl meisten Fällen kann man hier aber bei gewissen Abweichungen beruhigen, auch wenn man manchmal erst noch eine zusätzliche Kontrolle per Ultraschall durchführen muss und ggf. das Schwangerschaftshormon HCG im Verlauf kontrollieren wird. Aus diesem Grund ist eine Terminkorrektur in der Frühschwangerschaft in den ersten 3-4 Monaten ein häufiger und nicht ungewöhnlicher Vorgang. Hiervon sind dann frühe Wachstumsminderungen / Retardierungen zu unterscheiden, die allerdings schon eine Bedeutung in dem Sinne haben, als dass Sie ein Hinweis auf ein Störung oder einen nicht regulären Verlauf sein könnten. 3.eine rein prophylaktische Gabe eines Gelbkörperhormons, wie Utrogest, in der Absicht, eine frühe Fehlgeburt zu verhindern, nicht indiziert. Auch, wenn es häufig so gehandhabt wird, gibt es für den Sinn dieses Vorgehens keine harten wissenschaftlich bewiesenen Daten ("evidence based"), die das rechtfertigen würden. Anders, wenn es Fehlgeburtsbestrebungen gibt, die auf einen Gelbkörpermangel hinweisen oder die Schwangerschaft durch eine Maßnahme der künstlichen Befruchtung zu Stande kam! VB


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