Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Bluni. Wir wünschen uns noch ein Kind. Nun habe ich die Frage, welche Präparate man bei Schwangerschaftswunsch bzw. in der Schwangerschaft nehmen sollte. Ich habe jetzt mit Femibion Folsäure angefangen. Die Indikation ist bei Kinderwunsch bis zur 12. SSW. Was kommt danach bzw. was sollte ich jetzt noch nehmen? Danke und liebe Grüße Mahira
Liebe Mahira, das die Frage nach einer Substitution von Nahrungsergänzungsstoffen & Vitaminen bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft angeht, so ist dieses für die sich normal ernährende und gesunde Mitteleuropäerin und Nordamerikanerin auf Folsäure und Jodid beschränkt. Eine darüber hinausgehende Vitaminsubstitution ist nach bisheriger Datenlage nicht zwingend notwendig, auch, wenn es für einige Substanzen einen gewissen Nachholbedarf gibt. Eine sinnvolle Substitution betrifft vor allem Folsäure, Jodid, Magnesium und/oder Eisen (bei nachgewiesenem Eisenmangel). Hier noch einige Informationen zur Folsäure und zum Jodid: Die Folsäure gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Hier spielt sie eine Schlüsselrolle bei lebenswichtigen Vorgängen in unserem Körper: Von Bedeutung ist sie für alle Wachstums- und Entwicklungsprozesse. Mit Hilfe der Folsäure werden Bestandteile der Nucleinsäuren (biologische Informationsspeicher der Zellen) hergestellt. Hinsichtlich der Prävention von Erkrankungen zeigten groß angelegte Studien vor ungefähr 10 Jahren, dass dieses Vitamin vor schwerwiegenden, fetalen Fehlbildungen, den so genannten Neuralohrdefekten schützen kann. Diese Studien haben ergeben, dass bei Frauen, die perikonzeptionell (4 Wochen vor bis 8 Wochen nach der Befruchtung der Eizelle) Folsäure einnehmen, die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Neuralrohrdefekt zu gebären, deutlich geringer (um bis zu 70%) ist. Ein Neuralrohrdefekt liegt vor, wenn der knöcherne Schädel oder die Wirbelsäule nicht vollständig geschlossen sind. Diese Verschlussstörungen entstehen sehr früh in der embryonalen Entwicklung (etwa in den ersten 6 Wochen). Die Ursachen für diese Fehlentwicklung sind bislang nicht bekannt. Das Alter der Eltern hat keinen Einfluss auf das Zustandekommen von Neuralohrdefekten. In Mitteleuropa treten Neuralrohrdefekte mit einer Häufigkeit von etwa 1-2 pro Tausend Geburten auf. Sie werden "Spina bifida" (gespaltene Wirbelsäule) oder "offener Rücken" genannt und können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Ein Teil der betroffenen Kinder ist von Geburt an querschnittsgelähmt. Auch Organe wie Blase und Darm können von dieser Lähmung betroffen sein. Die Behinderung "Spina bifida" ist im Sinne einer Krankheit nicht heilbar. Aus diesem Grund wird für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten oder Kindern mit einer Neuralrohrfehlbildung, wie einem offenen Rücken) eine perikonzeptionelle Folsäuresubstitution von 0,4 mg/Tag empfohlen. Für Frauen mit einem entsprechenden Risiko werden täglich 5 mg Folsäure empfohlen. Da eine Schwangerschaft aber nicht immer datumsgenau geplant wird, ist die Empfehlung, mit der Folsäuresubstitution spätestens dann zu beginnen, wenn verhütende Maßnahmen abgesetzt werden. die neuesten Empfehlungen sprechen sich dafür aus, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 100 (–150) μg Jod pro Tag in Tablettenform für die Schwangerschaft und Stillzeit zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Bei Verdacht auf eine bestehende Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf. Die Vorteile einer Jodidsubstitution sind wissenschaftlich in vielen Studien erwiesen: Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Jod. Ein Jodmangel kann sich nicht nur an einer Vergrößerung der Schilddrüse zeigen, sondern kann für die schwangere Frau auch bedeutende Folgen haben. Ein Jodmangel des ungeborenen Kindes beeinträchtigt seine Entwicklung weit reichend. Die Neugeborenen können eine verlängerte Neugeborenengelbsucht zeigen und trinkfaul und bewegungsarm sein. Wenn die Diagnose nicht frühzeitig gestellt wird, kann sich dieses auf die weitere körperliche und neurologische Entwicklung auswirken. VB
Mitglied inaktiv
Hallo Mahira, ich habe vor der SSW keine Folsäure oder Jodpräparate genommen und auch bis jetzt (SSW 16+6) nehme ich nicht regelmäßig jeden Tag Folio. Mir bekommt es nicht und ich muss gestehen ich vergesse sie auch oft. Egal was, aber Medikamente nehm ich einfach ungern. Unser Kleines ist putzmunter. Ich glaube wenn man auf die Ernährung achtet, diese ausgewogen und mit den nötigen Vitaminen und allem versehen ist, dann ist das auch in Ordnung. Früher gab es solche Zusatzpräparate auch nicht und die Kinder sind auch gesund zur Welt gekommen ;-) Liebe Grüße vom mondscheinkind
Mitglied inaktiv
Hi, an Deiner Aussage ist sicher was dran, aber eins übersiehst Du: früher hatten die Lebensmittel, die man tagtäglich gegessen hat, eine völlig andere Qualität. Deshalb ist es auch heute KAUM möglich, sich mit einer ausgewogenen und vollwertigen Ernährung aus kbA die Nährstoffe zuzuführen, die man bei erhöhtem Bedarf braucht - leider. Bekanntes Beispiel: grüner Salat. Die heutigen Züchtungen enthalten leider nur noch sehr wenig Vitamine und Mineralien. Früher hingegen waren Wildkräuter (die wirklich wild gewachsen sind und die man erst sammeln musste) eine wesentlicher Bestandteil von "Salaten" konnten z.B. entscheidend zur Folsäure und Eisenversorgung beitragen - dies ist ein zu heute ein HIMMELWEITER Unterschied. Und wer kennt sich heute schon noch mit Wildkräutern aus... Ich nehme auch nur ungern Nahrungsergänzungsmittel (Folio ist ja kein "Medikament") - aber genauso ungern esse ich z.B. Gemüse mit dem Wissen, dass es schnellstmöglich in einem holländischen Gewächshaus hochgezogen wurde und NICHT die Inhaltsstoffe enthält, die es eigentlich enthalten sollte. LG, Anna