Unterschiedliche Arztmeinungen ASS 100, Fragmin p forte, Innohep 3500

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Unterschiedliche Arztmeinungen ASS 100, Fragmin p forte, Innohep 3500

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich hatte Ende 2018 meine 3. Fehlgeburt mit Ausschabung. Nach meiner 2. Fehlgeburt wurde in einem Humangenetischen Gutachten eine Protein Z-Verminderung festgestellt und ich sollte vor einer geplanten Schwangerschaft ASS 100 einnehmen und mich bei intakter SS auf ein niedermolekulares Heparin umstellen (1x tgl. Fragmin p Forte oder Clexane 40). Desweiteren stellte ich mich in Berlin einem Blutgerinnungsspezialisten (Hämotologen) vor, der mir wiederum empfahl, vor der SS kein ASS 100 zu nehmen und später auch kein Fragmin p Forte. Grund hierfür nannte er mir mein 4faches Thromboserisiko in Kombination mit meinem Protein Z-Mangel. ASS 100 soll wohl vermehrt zu Blutungen führen. Anstelle dessen sollte ich ab ES 10 Innohep 3500 IE täglich spritzen und zusätzlich Progesteron 3x2 200mg einnehmen. Nach meiner zweiten Fehlgeburt hatte ich einen sehr unregelmäßigen Zyklus und den Eisprung konnte ich nur schlecht berechnen. Im Oktober diesen Jahres wurde ich dann ungeplant schwanger (ohne vorher ASS 100 oder Heparin eingenommen/gespritzt zu haben) und mir wurde, weil ich nicht gleich einen Termin bei meinem Blutgerinnungsspezialisten bekam von meiner FÄ sofort (5 SSW) ASS 100 und Heparin Fragmin p Forte verschrieben laut 1. Humangenetisches Gutachten. Bei meinem späteren Termin beim Blutgerinnungsspezialisten sagte er, ich solle ASS 100 sofort absetzen und stellte mich auf Innohep 4500 IE 1x1, Progesteron 3x2 100 mg um. Zudem bekam ich noch zwei Spritzen Rhophylac im Zeitraum von 1 Woche gespritzt (zum Beladen der roten Blutzellen mit Resusantikörpern) und musste L-Thyroxin nehmen, weil meine Schilddrüsewerte nicht in Ordnung waren (TSH-Wert war bei 1,9 mU/I und sollte in der SS unter 1,0 mU/I betragen). Vier Tage nachdem ich umgestellt wurde erlitt ich meine 3. Fehlgeburt. Meine FÄ möchte nun, dass ich mich bei der nächsten SS auf mein erstes Gutachten konzentriere. Sie befindet das Gutachten vom Blutgerinnungsspezialisten übertrieben und sagte, sie habe schon mehrere Schwangere mit derselben Diagnose unter ASS 100 und Fragmin p Forte begleitet und die SS sind gut ausgegangen. Nun bin ich ziemlich verunsichert und weiß nicht auf welchen Facharzt ich hören soll und was ich bei der nächsten SS vorsorglich nehmen soll. Ich möchte ungern nochmal sowas durchleben müssen. Können Sie mir einen Rat geben? Vielen Dank für Ihre Rückantwort.

von Südseeperle am 07.01.2019, 16:23



Antwort auf: Unterschiedliche Arztmeinungen ASS 100, Fragmin p forte, Innohep 3500

Hallo, 1. wenn es eine angeborene Gerinnungsstörungen gibt, die mit einem erhöhten Risiko für eine Thrombose/Embolie einhergeht und gleichzeitig ein zusätzliches Risiko, wie eine Vorgeschichte mit wiederholten Fehlgeburten und/oder einer Thrombose/Embolie gibt, dann wird dieses von den Experten in aller Regel als so genanntes mittleres Risiko eingestuft 2. für diese Situationen wird dann eine Blutverdünnung empfohlen. Und dass es in der Schwangerschaft unter normalen Umständen ein so genanntes niedermolekulares Heparin, wie zum Bsp. Fragmin p (forte) oder Clexane. Das deshalb, weil es für dieses, anders als für das reguläre Heparin mehr Daten zur Unbedenklichkeit gibt. 3. kommen zusätzliche Risikofaktoren hinzu (erhöhtem Lipoprotein (a), Hyperlipidämie, arteriellem Hypertonus, Diabetes, ), dann kann die zusätzliche Verabreichung von ASS geboten sein. Andernfalls in aller Regel aber nicht. 4. von diesem Vorgehen darf natürlich unter individueller Abwägung mit der Patientin auch mal abgewichen werden. Liebe Grüße VB Quellen: Geisen U, Abou-Mandour N, Schambeck Ch, Zilly M, Keller F. Pilotstudie und EthiG-Studie zur Thromboseprophylaxe in der Schwangerschaft. Vascular care 2001; 1: 12–9. Hirsh, Jack, Bates, Shannon M., Greer, Ian A., Pabinger, Ingrid, Sofaer, Shoshanna, Venous Thromboembolism, Thrombophilia, Antithrombotic Therapy, and Pregnancy, American College of Chest Physicians, Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, (8th Edition), Chest 2008;133;844S-886S Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583 http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001l_S3_VTE-Prophylaxe_2015-12.pdf AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Version vom 15.Mai 2015, letzter Abruf:27.07.2017)

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 07.01.2019