Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Typ 1 Diebateikerin

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Typ 1 Diebateikerin

twin-girls

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Hallo Herr Dr. Bluni, ich bin Typ 1 Diabetikerin und in der 21. SSW. Es ist meine 2. SS aber in der 1. SS hatte ich so viele Komplikationen (Feto-Fetales-Transfusionssyndrom, Praeeklampsie, HELLP, Plazentainsuffizienz), daß es nie zu einem Insulinanstieg kam, bzw. ich am Ende nur noch 70-80% des Insulinbedarfs im Vergleich zu vor der SS hatte und eher dauernd unterzuckert bin. D.h. meine Kinder (Zwillinge) mussten während der SS sicher nie Insulin für mich mit produzieren und außerdem waren sie nach der Geburt sowieso 2 bzw. 2,5 Monate auf der Intensiv- und Päppelstation, d.h der Diabetes hat für mich oder die Kinder nie wirklich eine Rolle gespielt. Nun bin ich also wieder SS, mit einem Einling und ‚bisher‘ ist alles in Ordnung! Auch wenn es noch einige Zeit bis dahin ist frage ich mich nun, was ich eventuell nach der Geburt zu erwarten habe. Der Insulinbedarf steigt gerade drastisch. Ich bin gut eingestellt, mein HBA1c ist bei 5,3 aber Spitzen lassen sich natürlich nie ganz vermeiden. Muss man damit schon mit einem vergrößerten Baby rechnen? Und wie ist das ‚allgemein‘ mit Diabetiker-Babys nach der Geburt? Nach meinem eigenen wochenlangen Krankenhausaufenthalt und dem noch längeren der Kinder bei der letzten Geburt ist mein Wunsch natürlich (vorausgesetzt es ist alles in Ordnung) nach der Geburt so schnell wie möglich zu verschwinden. Kann ich darauf hoffen? Vielen Dank!


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. hier kommen bei Ihnen sicher mehrere Dinge zusammen, die sich nicht ohne weiteres auseinander dividieren lassen und insofern wird eine persönliche Einschätzung nicht ganz einfach, aber: 2. die Zahlen der Literatur beziffern das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie (Gestose) zwischen 19,5 -25,9 Prozent. Dabei ist das Wiederholungsrisiko umso größer, je früher die Erkrankung aufgetreten ist und liegt über 60%, wenn sich eine Präeklampsie bereits vor der 28. SSW manifestiert hat (Steinhard, 1999); Es ist also nicht gerade gering. Laut einer Studie aus Israel aus dem Jahr 2000 liegt das Wiederholungsrisiko für eine Präeklampsie bei 25,7% in der nachfolgenden Schwangerschaft und bei 37% für Patientinnen, die in ihrer ersten Schwangerschaft an einer schweren Präeklampsie litten. Nach einer Eklampsie ist das Wiederholungsrisiko etwa bei 21.9Prozent bis 46.8 Prozent. Nach einem HELLP-Syndrom ist das Wiederholungsrisiko zwischen 3-5 Prozent anzusiedeln. Für HELLP Patientinnen, die vor der 32. SSW entbunden worden sind, steigt das Risiko für eine erneute Frühgeburt in der nächsten Schwangerschaft um 61% (Sullivan et al. 1994). Im Falle eines erneuten Kinderwunsches mit derartiger Vorgeschichte sollte sicher schon im Vorfeld auch der Hausarzt nach internistischen Symptomen, die von Herz-Kreislaufsystem ausgehen können oder auch die Niere betreffen können, schauen, um hier im entsprechende Risiken auszuschließen. Auch können schon mal Gerinnungsstörungen bei der Frau, die nur mit speziellen Untersuchungen nachweisbar sind, ursächlich sein. Nach den vorliegenden Leitlinien scheint zurzeit die einzige verfügbare Methode zur Prävention der Präeklampsie in einer ab der Frühschwangerschaft beginnenden Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (75-150 mg/Tag) zu sein. In Deutschland ist hier die ASS-Dosierung von 100 mg/Tag schon fast etabliert. Darüber hinaus sollte die Frau dann während der Schwangerschaft auf eine möglichst gesunde Ernährung unter Wahrung der maximalen Gewichtszunahme, einer ausreichenden Flüssigkeits-, Eiweiß- und Salzaufnahme achten. Die prophylaktische Einnahme von Magnesium hat sich in wissenschaftlichen Studien eindeutig als vorbeugend erwiesen. Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte sind entsprechende Hinweiszeichen frühzeitig zu beachten. Weiterhin ist die Ultraschall-Doppleruntersuchung schon früher, als andere Methoden in der Lage, Hinweiszeichen für eine Präeklampsie (Gestose) erkennen zu können. Quellen: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/015-018.htm AWMF-Leitlinie 015/018 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Schwangerschaftshochdruck/Gestose der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG):“Diagnostik und Therapie hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen“, Stand:5-2008, zuletzt abgerufen:23.11.2010 Dukler D MD, Porath A MD; Bashiri A MD, Erez O MD; Mazor M MD. Remote prognosis of primiparous women with preeclampsia. Eur. J. of Obstet. Gynecol. and Reprod. Biol. 2001,96: 69-74 Janssen, Petra, „Wiederholungsrisiko und anamnestisches Risikoprofil bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (HES)”, Dissertation, 2004 Sibai BM., Gordon T, Thom E, Caritis SN, Klebanoff MK, McNellis D et al. Risk factors for preeclampsia in healthy nulliparous women: a prospective multicenter study. Am. J. Obstet. Gynecol. 1995a;172:642-48. Steinhard J, Klockenbusch W. Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und Präeklampsie. Risikofaktoren und Vorhersagemöglichkeiten. Gynäkologe 1999;32:753-60 Sullivan CA, Magann EF, Perry KG, Jr., Roberts WE, Blake PG, Martin JN, Jr. The recurrence risk of the syndrome of hemolysis, elevated liver enzymes, and low platelets (HELLP) in subsequent gestations. Am. J. Obstet. Gynecol. 1994;171:940- 43. 3. die Mutterschaftsvorsorge bei Diabetikerinnen ist während der ganzen Schwangerschaft intensiver als bei stoffwechselgesunden Frauen. Die Zusammenarbeit mit einem Perinatalzentrum, das in der Betreuung diabetischer Schwangerer Erfahrung hat, ist zumindest geboten. Neben dem Frühultraschall zur genauen Berechnung des Schwangerschaftsalters sollte in der 20.-22.SSW eine eingehende Ultraschalluntersuchung zum Ausschluss von Organfehlbildungen durchgeführt werden. Das zunächst vierwöchentliche Intervall von Ultraschalluntersuchungen sollte in der Spätschwangerschaft durch zweiwöchige Intervalle ersetzt werden. Hier sollte neben dem Gewicht des Kindes auch die Fruchtwassermenge beurteilt werden. Ab der 28. SSW wird eine intensivierte fetale Zustandsdiagnostik mit Kontrolle der fetalen Bewegungen, einem CTG (Cardiotokogramm) und eine Doppler-Untersuchung empfohlen. Die Häufigkeit wird am besten individuell festgelegt. Das CTG sollte ab der 32.-33. SSW 2x/Woche und ab der 35. SSW 3x/Woche durchgeführt werden. Bei problemlosem Verlauf ist eine vaginale Entbindung am Termin anzustreben. Ein Austragen über den Termin hinaus sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Die letzten Empfehlungen stammen von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. VB Quellen: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-020_S1_Die_aerztliche_Betreuung_der_schwangeren_Diabetikerin_05-2008_10-2010.pdf (AWMF-Leitlinie 015/20: „Die ärztliche Betreung der schwangeren Diabetikerin“, Stand: 2008, letzter Abruf: 13.12.2010) http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/redaktion/mitteilungen/leitlinien/PL_DDG2010_Schwangerschaft (Praxis-Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) Stand: 2010, letzter Abruf: 13.12.2010) VB


kerstinchen76

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Hallo! Ich bin auch Typ 1 Diabetikerin und bin in der 20. SSW mit meinem 3. Kind schwanger. Bei beiden Kindern bin ich 4 Tage nach der Geburt wieder nach Hause gegangen. Bei beiden wurden in den ersten drei Tagen der BZ gemessen um zu sehen, ob sie ihn selber halten können. Da sie das konnten, bin ich nach 4 Tagen nach Hause, mit Einverständnis des Arztes. Und ich muß gestehen, dass bei beiden die BZ-Werte nicht immer top waren. Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. LG Kerstin


twin-girls

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Hallo Kerstin, ja, Du konntest mir helfen. Genau das wollte ich wissen. Waren denn die BZ Werte bei den Kindern in Ordnung? Ist es tatsächlich notwendig 4 Tage lang zu kontrollieren? Durften die Kinder bei Dir im Zimmer sein? Hast Du schon einen Insulinanstieg? Danke & Gruß, Nina


kerstinchen76

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Hallo Nina! Also bei beiden waren die BZ-Werte in Ordnung. Sie waren bei mir auf der Wöchnerinnenstation. Habe die Große damals im Säuglingszimmer gelassen, weil es mein erstes Kind war und ich noch ein bissl Kraft tanken sollte für die Aufgaben danach, hatte man mir empfohlen. Den Jungen dann habe ich aber auf meinem Zimmer gehabt die vier Tage. Jaaa... Insulinanstieg habe ich schon.... LG Kerstin


twin-girls

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Danke Kerstin! Na, da bin ich ja mal gespannt. Aber wenn ich es tatsächlich so lange ohne Komplikationen schaffen sollte und alles gut läuft ist es wahrscheinlich mehr als egal ob ich einen Tag länger oder kürzer im KH bleiben muss:-) Zur Zeit stelle ich meine Basalrate jeden Tag ein bisschen höher. Mal sehen wie es weitergeht. LG, Nina


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