Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Trisomie 21

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Trisomie 21

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Dr. Bluni, wollte mal fragen ob es nötig ist einen sog. Triple Test zu machen. Ich erkläre mal kurz die Lage. Bei meiner Seite der Familie hat das keiner, und auf der Seite meines Partners hat das der Onkel( also Bruder der Mutter) der aber nicht vom gleichen Vater ist wie die Mutter meines Partners. Ausserdem stammt mein Partner aus einer künstlichen Befruchtung. Ich bin 28 Jahre alt und habe bisher zwei gesunde Kinder bekommen. Sollten wir so einen Test machen oder wäre eine auffällige Nackenfalte im Us zu sehen oder wird das sowieso im Us kontrolliert? Ich bedanke mich schonmal ganz herzlich bei ihnen. Lg Sabrina


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

Liebe Sabrina, Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen. Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden. Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen. Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden. Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung. Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen. Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen. Über die nicht invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, wie z.B. die Nackentransparenzmessung, das Ersttrimesterscreening, differenzierter Organultraschall/Missbildungsultraschall um die 22. SSW sollte man, sofern gewünscht, ebenso mit der Schwangeren/ dem Paar sprechen, wie auch über die invasiven Verfahren, wie Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) oder Chorionzottenbiopsie. Über den Triple-Test muss man zumindest informieren; empfehlen kann man dieses Verfahren kaum mehr. Das Risiko für die Geburt eines Kindes mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) liegt bei einer 25jährigen (keine familiäres Risiko vorausgesetzt) bei 1: 1352, bei einer 30jährigen bei 1:895,bei einer 32jährigen 1:659, bei einer 36jährigen bei 1:280, bei einer 38jährigen 1: 167 und bei einer 40jährigen bei 1:97. Ebenso steigt bei einer Frau ab dem 35. Lebensjahr das Risiko für schwangerschaftsspezifische Komplikationen, wozu auch Fehlgeburten gehören, an. Das Risiko einer Fehlgeburt infolge einer Fruchtwasserpunktion oder einer Chorionzottenbiopsie liegt in etwa bei 1:100, was dem Risiko einer 40jährigen für die Geburt eines Kindes mit einem Down-Syndrom entspricht. Wenn die Frau/die Eltern sich gegen eine invasive Diagnostik wie der Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie zum Ausschluss einer Trisomie oder ähnlicher Chromosomenstörungen entscheiden, weil sie das Risiko z.B. für eine Fehlgeburt nicht eingehen möchten, dann ist der Frau (insbesondere, wenn sie älter ist, als 35 Jahre) in erster Linie die Messung der Nackentransparenz oder das Ersttrimesterscreening zwischen der 11.+14. SSW zu empfehlen. Bitte nicht vergessen: 1.der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. 2. mit der Amniozentese oder der Chorionzottenbiopsie können nicht alle genetischen Störungen, Stoffwechsel-, Muskel- oder Erbkrankheiten erkannt werden. Sofern das genetische Ergebnis der Amniozentese/Chorionzottenbiopsie unauffällig ist, werden damit Erkrankungen und Fehlbildungen des Ungeborenen nicht ausgeschlossen. Dazu können u.a. Herzfehler, Spaltbildungen im Gesicht, Fehlbildungen, wie z.B. Extremitätenfehlbildungen und auch geistige Behinderungen oder Stoffwechselkrankheiten gehören. Denn solche Fehlbildungen und Erkrankungen sind nicht zwangsläufig mit einer erkennbaren Abweichung im Chromosomensatz verbunden. Eine Garantie für ein Kind ohne eine genetische Erkrankung kann keine Methode der Pränataldiagnostik geben. Pränatale Diagnostik wird eben zur Identifizierung diagnostizierbarer Probleme unter klarer Indikation angewendet. 3.Die hohe Zuverlässigkeit der Nackentransparenzmessung oder des Ersttrimesterscreenings hängt sicher ganz wesentlich von der Qualifikation und Erfahrung des Untersuchers, sowie des Ultraschallgerätes ab. Dieses setzt deshalb voraus, dass es sich bei dem Untersucher/Untersucherin um einen entsprechend der Vorgaben der Fetal Medicine foundation in London zugelassenen und qualifizierten Arzt handelt. Handelt es sich um eine spezielle Einrichtung für Pränataldiagnostik, ist von einer solchen Qualifikation erfahrungsgemäß auszugehen. Fragen Sie also vorher nach der Qualifikation und der Häufigkeit, mit der dieses Verfahren vom Anbieten denn durchgeführt wird! 4.neben den üblicherweise drei vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft wird bei besonderen Indikationen (Risiko aus der Vorgeschichte oder dem Alter, Auffälligkeiten, Wachstumsretardierung, andere Besonderheiten) ein so genannter differenzierter Organultraschall/Feinultraschall/Missbildungsultraschall zwischen der 19. + 23. SSW von einem Arzt mit entsprechender Qualifikation in der Pränataldiagnostik durchgeführt. Meist in einer Spezialpraxis oder einem Perinatalzentrum. Hierbei schaut der Untersucher/in nach der kindlichen Aktivität, dem Bewegungsmuster, dem Profil des Gesichts der Fruchtwassermenge und der Plazenta. Darüber hinaus wird nach sichtbaren Fehlbildungen im Bereich der Weichteile, Organe, Knochen, des Zentralnervensystems, des Herzens und der Extremitäten geschaut. Gegebenenfalls wird auch die Versorgungslage des Kindes mit Hilfe eines Dopplers ergänzend durchgeführt. Wichtig in dem Zusammenhang ist aber , dass ein Ausschluss von Chromosomenanomalien per Ultraschall als Alternative zu einer invasiven Diagnostik (wie der Fruchtwasserpunktion, Chorionzottenbiopsie oder der Nabelschnurblutentnahme ) nur beschränkt durch den Nachweis von charakteristischen, aber nicht obligatorisch vorhandenen Hinweiszeichen auf Chromosomenanomalien möglich ist. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Dr. Blumi, Ich bin 25 Jahre alt und hatte im November 2017 eine missed abortion in der 9. Woche, vermutlich ein Windei. Darauf folgte im Januar eine Schwangerschaft, die in der 16. ssw ein Ende gefunden hat, da das Kind aufgrund von einem starken Herzfehler in Kombination mit trisomie 21 nicht lebensfähig war. Ich mache mir g ...

Hallo Herr Dr Bluni. Habe gerade das niederschmetternde Ergebnis vom ETS erhalten Die Nackenfaltenmessung war super, (1,8, keinerlei Auffälligkeiten). Die Biochemie ist sehr schlecht (1:11 bei Trisomie 21, Gesamtergebnis 1:23 - DOE Werte). Freies ß-hCG 79,8 IU/l, 1,173 DOE PAPP-A 0,734 IU/l, -1,337 DOE Hintergrundrisiko 1:389 Risik ...

Guten Tag Hr. Dr. Bluni, Ich habe am 26.10.18 eine nackentansparenz Messung durchführen lassen nun habe ich auffällige Ergebnisse. Kurz zu meiner Person. Ich bin 26 Jahre alt und habe bereits 2011 einen gesunden jungen zur Welt gebracht. Im Januar 2018 hatte ich eine eileiterschwangerschaft in der 7 Woche ohne jegliche Anzeichen diese wurde m ...

Hallo nochmal Mein Frauenarzt wirkt etwas verstreut (kann sich mein alter und auch die Höhe der herzfrequenz nicht merken). Er spricht die ganze Zeit davon, dass ich schon 35 statt 34 Jahre alt bin. Und hat mir zu Tests geraten. Kosten dafür betragen zwischen 200 und 400€. Sind die wirklich sinnvoll oder besser gesagt notwendig? Bis zu diesem Zeit ...

Guten Tag Herr Dr. Bluni, deutet Ihrer Ansicht nach eine negative a-Welle im ductus venosus an 12+3 SSW in Kombination mit einer "milden" frühsystolischen Triskupidalklappenregurgitation auf einen besonders schweren Herzfehler bei einem Fetus mit Trisomie 21 hin? Der Ultraschall wies ansonsten auf weitestgehend unauffällige Entwicklung hin (z.B. ...

Guten Tag, Wir haben auf die Nackenfaltenmessung verzichtet, im Nachhinein mache ich mir etwas Gedanken. Ich hätte nun eine Frage - erkennt man sofort nach der Geburt ob das Kind darunter leidet? Besten Dank

Guten Tag lieber Herr Dr. Bluni Ich habe eine Frage Ich habe in Nov 2018 in der 6. ssw eine FG gehabt ( kein Herzschlag). Nun bin ich beim 2. Versuch in der 13+ 3 ssw und heute hatte ich eine NT gehabt. Hier sind meine Werte: Herz: 155 spm SSL: 76,0 mm NT: 1,88 mm BPD: 21,0 mm FL: 9,0 mm Nasenbein: Darstellbar Sonoanatomie: Schädel g ...

Ich hatte drei Fehlgeburten hintereinander. Alle drei Eizellen hatten eine Trisomie. Es war jedes mal eine andere Trisomie Form. Immer in der 11SSW. Wurde es erkannt. Weil das Herz aufgehört hat zu schlagen. Jetzt meine Frage,ich bin 42,und möchte noch ein Kind. 2015 kam unser Sohn gesund zur Welt. 2014 hatte ich auch eine Fehlgeburt. Jetz ...

Hallo Meine Frage ist ich hatte im Dezember ein abort und bin jetzt wieder schwanger in der 13 SSW sollte ich einen Test zum Trisomie machen lassen ? Oder eher nicht. In meiner Familie liegt es nicht genauso nicht bei meinen Partner auch nicht und ich habe schon einen Sohn der ist 4 der hat das auch nicht.

Guten Tag, Mein Name ist Feroza Nawabi 22 Jahre alt in der 27ssw. Mein man und ich waren gestern beim Feindiagnostik, der unsrem Frauenarzt Verdacht auf erweiterte Hirnventrikel hat. Bei der Feindiagnostik sind folgendes mit der Unterschalluntersuchung festgestellt: Milde Ventrikulomegalie bds. Nasenbein nicht darstellbar. Mildes Polyhydram ...