Mitglied inaktiv
lieber dr. bluni, ich hätte gerne gewußt, ob man im fale einer bakt. vaginose auch mit einem lokalen antibiotikum (scheidenzäpfchen) therapieren könnte. oder muß man unbedingt ein antibiotikum oral nehmen? meine zweite frage wäre, ob sie bestimmte scheidenzäpfchen mit milchsäurebakterien empfehlen können, die man in der ss bedenkenlos nehmen kann und die möglichst rezeptfrei erhältlich sind. meine apotheke kannte sich hier leider überhaupt nicht aus, so daß ich gezwungen bin, ein genaues präparat zu nennen, welches dann bestellt werden kann. man kann doch solche zäpfchen vorsorglich nehmen oder? denn leider neige ich ein wenig dazu und mag in der SS kein risiko eingehen. lieben dank melisa
hallo Melisa, nein, es gibt keine spezielle Vorsorge. Diese ist in aller Regel auch nicht nötig. Sinnvoll ist es, zu Beginn der Schwangerschaft zunächst den ph zu bestimmten und eine bakterielle BEsiedlung auszuschließen. Eine bakterielle Besiedlung der Vagina in der Schwangerschaft - bakterielle Vaginose - steht im Verdacht, insbesondere nach Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels, für Fehlgeburten, vorzeitige Wehen, vorzeitigen Blasensprung und Frühgeburtlichkeit verantwortlich zu sein. Eine solche Besiedlung kann häufig schon durch Betrachtung des Scheidensekretes im Mikroskop beim behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin und mit einer ph-Wert-Bestimmung ausgeschlossen werden. Neben Teststreifen gibt es mittlerweile im Handel auch Handschuhe zu kaufen, mit denen die Frau eine ph-Wert-Bestimmung eigenständig durchführen kann. Aus dieser Erkenntnis heraus resultiert die Empfehlung, insbesondere bei Frauen mit einem Risiko, aber nicht bei allen Schwangeren, diesen ph-Wert regelmäßig zu kontrollieren, bzw. rechtzeitig eine so genannte bakterielle Vaginose auszuschließen und ggf. zu therapieren. Die Therapie würde meist mit einem Antibiotikum erfolgen. Dieses kann oral oder vaginal verabreicht werden. Da dieses verordnungspflichtig ist, kann die Frau diese auch nicht selbst in der Apotheke erhalten. Dieses macht auch keinen Sinn. Der pH-Wert der Scheide liegt normalerweise so bei 3,8-4,0. Ist er nach oben hin verändert, so ist das zunächst mal Ausdruck einer gestörten Scheidenflora, was entweder auf einen Mangel an Milchsäurebakterien zurückzuführen ist oder es kann Ausdruck eine bakteriellen Infektion sein. Und nur wenn hier bestimmte Keime vorhanden sind sollte entsprechend behandelt werden, weil hier das Auftreten vorzeitiger Wehen und Frühgeburtlichkeit begünstig werden kann. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass dieses nur eine Ursache neben diversen anderen zum Teil noch unbekannten Faktoren ist, die man für die Problematik der Frühgeburtlichkeit verantwortlich machen kann. Die bakterielle Besiedlung ist somit alleine sicher nicht der Weisheit letzter Schluss und das Problem ist viel komplexer. Dieses hat Herr Prof. Petersen einer der großen Experten auf dem Gebiet der gynäkologischen Infektionen von der Universitätsfrauenklinik Freiburg in einem Kommentar des Deutschen Ärzteblattes zu einem Artikel von Dorothee Hahne in Heft 12/2001: mit dem Titel "Frühgeburt durch pH-Selbstkontrolle" geschrieben. Dieses kann nachgelesen werden unter www.aerzteblatt.de. Insofern sollte jede Schwangere mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die für sie individuell sinnvollste Diagnostik und die Risiken für oben genannte Probleme sprechen. VB