Hallo Dr.Bluni,
mein Mann und ich haben zwei Söhne (3 1/2 und 2), und wir platzen fast vor Verlangen nach einem dritten Kind.
Unser "Problem" ist, daß wir eigentlich im Februar/März beginnen wollen.
Allerdings habe ich ziemlich viel Übergewicht und möchte vor der nächsten Schwangerschaft erst ein wenig abnehmen, um ein anderes Startgewicht zu haben. Nun zu den Fragen:
1. Wenn ich vernünftig abnehme, über wie lange sollte ich dann das Gewicht halten, damit ich mit einer "normalen" Gewichtszunahme in der Schwangerschaft rechnen kann.
2. Bestehen irgendwelche Nachteile für das Baby, wenn ich bis Schwangerschaftsbeginn schnell abnehme und dann wieder "normal" esse, wenn auch weiterhin gesund und ausgewogen. Besonders bezüglich irgendwelcher Giftstoffe, die durch Abnehmen vielleicht noch in mir rumschwirren.
Vielen Dank im Vorraus...hoffe, die Frage betrifft Sie überhaupt. Wußte leider nicht, in welchen Expertenbereich diese Frage am besten passt...
Liebe Grüße,
Marina
Mitglied inaktiv - 04.11.2005, 15:47
Antwort auf:
Schwangerschaft und Abnehmen/Zunehmen
liebe Marina,
1. nein,
2. durch eine Gewichtsreduktion werden keine "Giftstoffe" ausgeschieden. Dieses wird aber immer wieder so dargestellt.
3. bei der Berechnung des Übergewichtes ist es vor allem der Body-Mass-Index, welcher am besten Auskunft über die Situation gibt.= Körpergewicht geteilt durch (Länge in Metern zum Quadrat). Dieses sollte in etwa bei 25 liegen, um normwertig zu sein.
Die wünschenswerte Gewichtszunahme in der Schwangerschaft richtet sich nach dem Body-mass-index (BMI) der Frau, die noch nicht schwanger ist
BMI (kg/m2) vor der Schwangerschaft und empfohlene Gesamtzunahme(kg)
niedrig (kleiner 19)) 12,5-18
normal (19-25) 11,5-16
hoch (größer 26) 7-11,5
Welche Probleme können sich nun bei der Schwangeren, dem Kind und dem Schwangerschaftsverlauf eventuell ergeben, wenn ein Übergewicht vorliegt?
Untersuchungen zeigen, dass ein Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für die Schwangerschaft und Geburt verbunden ist. Und zwar für die verschiedensten Probleme.
Deshalb ist es bei Kinderwunsch ratsam, darüber mit der Frau zu sprechen und dann mit ihr zu erörten, ob vielleicht zunächst das Ausgangsgewicht reduzieren werden sollte. Generell von einer Schwangerschaft abraten sollte man in einer solchen Situation nicht. Während der laufenden Schwangerschaft sollte aber keine Gewichtsreduktion stattfinden und es sollte auch keine Diät durchgeführt werden.
Konkret kann man bei Frauen mit Übergewicht nicht nur eine höhere Rate an Fehlbildungen des Herzens, der Bauchwand, und des Gehirns beobachten, sondern auch die sogennanten Neuralrohrdefekte mit offenem Rücken und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten.
Darüber hinaus zeigen sich bei Übergewicht vermehrte Frühgeburten und Infektionen bei den Kindern. Wegen häufig besonders schwerer Kinder kann es hier dann auch gehäuft zu mechanischen Problemen unter der Geburt mit Verletzungen der Kinder und einer höheren Wahrscheinlichkeit für eine Kaiserschnittentbindung oder Saugglocken-+Zangenentbindung kommen. Und hier sind auch Wundheilungsstörungen gehäufter zu beobachten..
Auch Stoffwechelserkrankungen wie der Schwangerschaftsdiabetes-Diabetes und Bluthochdruckerkrankungen finden sich bei übergewichtigen Schwangeren häufiger. Die genaue Ursache für diese Abläufe sind bis heute unbekannt. Es werden aber Vitaminmangel und Stoffwechselprobleme als eine Erklärung angenommen.
Aus diesen Gründen sollte die Schwangerschaft der Übergewichtigen besonders aufmerksam überwacht werden. Die Vorsorgen sollten in jedem Fall alle wahrgenommen werden und ihr sollten die möglichen Untersuchungen im Hinblick auf Neuralrohrfehlbildungen und Schwangerschafts-Diabetes empfohlen werden.
Gegebenenfalls kann durch einen Ultraschallspezialisten nach besonderen Auffälligkeiten beim Kind geschaut werden, sofern dieses die Schwangere wünscht
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 05.11.2005