Mitglied inaktiv
Hallo, Herr Dr. Bluni! Mein drittes Kind ist jetzt 4 Wochen alt, das älteste 3,5 Jahre (Zangengeburt, die beiden Kleinen spontan). In der Schwangerschaft und bei der Kontrolle durch die Hebamme (8 Tage nach der Geburt) wurde eine Vorwölbung der vorderen Scheidenwand festgestellt. Ich kann es z.B. unter der Dusche auch fühlen. Nun komme ich mir total "entstellt" vor, mache fleißig Beckenbodenübungen und habe Angst, daß operiert werden muß. Im Suchlauf habe ich gefunden, wie jemand cool schrieb, sie habe sich das Scheidengewebe von ihrem FA straffen lassen - ist das so einfach?!? Wie lange dauert es, bis die Übungen wirken und wo finde ich einen Beckenbodenspezialisten? Danke, Anna
liebe Anna,eine Vielzahl von Symptomen im Bereich des Kontinenzmechanismus sind durch physiologische, morphologische und funktionelle Veränderungen schon während der Schwangerschaft zu verzeichnen. 80% aller Frauen klagen im letzten Schwangerschaftsdrittel über häufiges Wasserlassen, insbesondere die Erstschwangeren. Hier spielt der Druck des kindlichen Köpfchens bei gleichzeitig verminderter Blasenkapazität im letzten Schwangerschaftsdrittel eine große Rolle. Etwa 85% der Frauen geben an, bei einem bestimmten Füllungsvolumen der Blase dem Druck nicht mehr stand halten zu können (sog. Stressinkontinenz). Diese wird häufig jedoch nicht als schwerwiegend empfunden. In der Literatur finden sich in 2,3-17% der Fälle Frauen, bei denen diese Stressinkontinenz auch nach der Geburt anhält. Allerdings finden sich diese Veränderungen bei Frauen nach Kaiserschnitt seltener. Also Ursache nimmt man hier das "Trauma" der Geburt auf das Becken und die dabei entstandene Schädigung der Muskulatur und der Innervation der Blase an. Neben Verletzungen der Muskulatur durch Scheidenrisse oder ausgedehnte Dammschnitte ist die auch nur teilweise Verletzung von Nerven entweder durch Überdehnung mit die wesentliche Ursache für den Beckenbodenschaden. Eine in ihrer Wirkung nachweisbare Prophylaxe besteht nicht . Aber: hilfreich in der laufenden Schwangerschaft ist die Beckenbodengymnastik und nach der Geburt des Kindes natürlich deren Fortsetzung und die begleitende Rückbildungsgynmnastik. Wichtig wäre, dass man nach der Schwangerschaft frühzeitig nach einer Senkung schaut, die Frau auch dann zur Beckenbodengymnastik animiert und rechtzeitig entscheidet, ob man z.B. mit einem Würfelpessar dem entgegenwirken kann. Eine operative Behandlung würde man sicher sehr streng indizieren. VB