Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schädigung?

Frage: Schädigung?

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Hallo Dr. Bluni, habe leider erfahren, dass mein Freund ein Alkoholproblem hat (Heimlichtrinker, Hochprozentiges). Nun macht er Therapie. Habe aber Angst, dass unser 2. mon. Sohn eine Schädigung davongetragen haben könnte (obwohl es keine Anzeichen dafür gibt). Muss ich mir da Sorgen machen? Wie sieht es in Zukunft mit weiterem Nachwuchs aus, wenn er trocken ist? Danke für ihe Antwort A.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo, eine Alkoholschädigung des Kindes ist beim Trinken der Mutter zu erwarten. Das Trinken des Vaters wirkt sich nicht entsprechend aus. Zumindest gibt es dafür bisher keine Hinweise. Etwas ganz anderes ist die Tatsache, wie sich ein Alkoholproblem des Partners auf die Beziehung zu Mutter und Kindern auswirken wird. VB


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Bis heute hat sich die (männliche) Forschung fast ausschließlich auf Risiken für den Fetus konzentriert, die durch mütterliches Alkoholtrinken entstehen können.Doch haben viele Studien gezeigt, dass die Kinder von männlichen Alkoholikern oft gestörte intellektuelle Fähigkeiten haben und öfter hyperaktiver sind als die Kinder nichttrinkender Väter. Diese Befunde lassen sich auch anhand von Adoptionsstudien stützen. Danach ist es gesichert, dass gestörte kognotive Fähigkeiten und Hyperaktivität nicht ausschließlich auf soziale Umwelt zurückzuführen ist. Diese Daten legen nahe, dass das väterliche Trinkverhalten einen Einfluß auf die Entwicklungschancen ihrer Kinder hat - wenn auch nicht direkt über Mutterkuchen und Nabelschnur. Auch Tierversuche demonstrieren, dass die Nachkommen alkoholisierter männliche Tiere eine geringere Überlebensfähigkeit und bei der Geburt Reifedefizite aufweisen. Allerdings wirkt der väterliche Alkoholkonsum nicht direkt auf den Fetus ein, sondern verschlechtert vielmehr die Qualität der Samen. Einiges deutet darauf hin, dass stark alkoholtrinkende Väter ihren Nachkommen durch deformierte Samen Schaden zufügen können!!! Zwar weiß man wenig über entsprechende Mechanismen sowie über Dosis-Wirkungs-Beziehungen. Doch man schweigt darüber und behandelt - wenn schon - das fetale Alkoholsyndrom als ein rein frauenspezifisches Problem.Die Rolle und Verantwortung des Mannes darf aber nicht außer acht bleiben: Viele Männer verleiten Frauen auch in der Schwangerschaft zum Trinken, oder erwarten betont, dass sich Frauen enthalten; sie selbst aber trinken weiter.Das fetale Alkoholsyndrom ist nicht einfach ein frauenspezifisches Problem, sondern vielmehr ein Problem der Gesellschaft, in dem auch die Männer (und alle Frauen) miteinbezogen sind!!!!!!


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Kommentar zum eigentlichen Thema: Ich möchte nicht bestreiten, dass sich Alkoholmissbrauch auf die Samenqualität beim Mann auswirkt. Ein Vergleich dieses Schädigungspotentials mit der Schädigung durch mütterlichen Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft wäre jedoch wissenschaftlich unseriös. Schlicht, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Zudem besteht über die Gewichtung rein biologischer und soziologischer Einflüsse auf die gesamte nachgeburtliche Entwicklung in der Fachwelt in keinster Weise Einigkeit. Bei einer erfolgreich ausgetragenen (!!) Schwangerschaft und einem Kind, das die nachgeburtlichen Tests und Vorsorgeuntersuchungen ohne auffällige Unregelmässigkeiten absolviert hat, dürfte die Wahrscheinlichkeit für eine Schädigung eher gering sein. Hier sind die Gefahren durch das Aufwachsen mit einem alkoholkranken Vater vermutlich grösser. Wenn ernsthafte Sorgen bestehen, dass das Kind dennoch geschädigt ist, könnte man ein offenes Wort mit dem Kinderarzt sprechen und das Kind und seine Entwicklung sorgfältig im Auge behalten. Aber das muss man letztlich sowieso immer tun. Ich persönlich hielte es für klug, die Ruhe zu bewahren und zu versuchen die Lösung des bestehenden Alkoholproblems zu suchen. Anmerkung zum vorherigen Beitrag: Man sollte sich nichts vormachen, auch Forschung ist in Ziel und Durchführung nicht frei von den bereits vorhandenen Ideen der Forschenden, die dann gerne mal durch die eigene Forschungsarbeit bestätigt werden. So liess sich ja z.B. über Jahrhunderte belegen, dass Mädchen keinen Zugang zur Mathematik haben etc etc. Und letztlich ist dieser Prozess auch in der Gender-Forschung durchaus vorhanden. Es mag richtig sein, dass die meisten Forschungsprojekte von Männern dominiert werden, weil nur wenige Frauen forschen - und schon gar nicht in klassischen "harten" Gebieten. Nichts desto trotz sind 30 Jahre Emanzipation an den heute Forschenden erfreulicherweise nicht spurlos vorüber gegangen. Den Begriff "männliche Forschung" halte ich persönlich daher für äußerst polemisch. Heute finden sich in der Fachpresse der jeweiligen Disziplinen jede Menge Studien, die auf der Auswertung von Statistiken bereits erfolgter Forschungen beruhen. Mit dieser Methode lassen sich die verblüffendsten Zusammenhänge herstellen, die jedoch eigentlich immer in einen grösseren Kontext zu sehen sind. Dies wird aber gern ausser Acht gelassen. Z.B. gibt es aktuelle Veröffentlichungen in der populärwissenschaftlichen Presse, nach denen die Einnahme der "Pille" durch der erhöhten Östrogenspiegel das Erkrankungsrisiko für Multiple Sklerose im mittleren Lebensalter mindert. Auf der anderen Seite gibt es seit Jahren Forschungsarbeiten, die auf einen Zusammenhang zwischen der Gesamtmente stattfindender Regelblutungen (da heutzutage Schwangerschaften seltener sind und die Frauen somit häufiger menstruieren) und einer Erhöhung des Risikos zur Erkrankung an bestimmten Unterleibs-Krebsarten hinweisen. Müsste den Frauen demnach eher geraten werden die Pille zu nehmen oder eher davon abgeraten?? Ein Gesamtzusammenhang zwischen derlei Studien findet kaum statt und wäre auch äusserst schwierig, da aufgrund der angewandten Methoden und Verfahren die Vergleichbarkeit der Studien letztlich nicht immer gegeben ist. Viele Grüße, Irina.


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