Manuel7
Guten Tag, beim Lesen von Fragen an Sie bin ich auf die Studie über Progesteron in Zusammenhang mit Leukämie aufmerksam geworden. Daher wollte ich nachfragen, ob Progesteron in der Dosis 200 mg täglich auch in Verdacht steht, Leukämie auslösen zu können. Meine Frau nahm 200 mg Weichkapseln oral ein für ca 20 Wochen. Ist das eine zu geringe Menge oder stehen auch schon solche Mengen in dem Verdacht? Vor der Schwangerschaft nahm sie kein Progesteron ein. Freundliche Grüße
Guten Tag, Leider stiften solche Fall-Kontroll-Studien häufig Verwirrung. Ausgangspunkt dieser Untersuchung waren Fälle von Kindern mit Tumorentwicklung. Betrachtet man die 48 Kinder mit Leukämie, so hatten in 18 Fällen (37,5%) die Mütter im Rahmen der Kinderwunschbehandlung Progesteron erhalten, während bei einer Vergleichsgruppe von 1.289 gesunden Kindern 222 Mütter (17,2%) Progesteron erhalten hatten. Hier wird also aus dem Blickwinkel der erkrankten Kinder die Vorgeschichte durchforstet. Für den Alltag wäre es jedoch interessant zu erfahren, wie viele Mütter unter Progesteron-Therapie Nachkommen mit Tumoren erwarten müssen. Das lässt sich jedoch aus diesen rückblickenden Fall-Kontroll-Studien leider nicht ableiten. Außerdem kann man aus diesen Fall-Kontroll-Studien keinesfalls einen klaren Zusammenhang von Ursache (z. B. Progesteron) und Wirkung (z. B. kindlicher Tumor) herstellen. Aus diesem Grund kann man auch keine definitive Aussage über das dosisabhängige Risiko treffen. Zum Vergleich: Natürlich sind in Deutschland die Geburtenzahlen und die Zahl der Störche in den letzten 50 Jahren deutlich gesunken. Doch ist der Storch nicht unbedingt für die niedrige Geburtenrate verantwortlich. Eine Klärung ließe sich nur durch prospektive Kohortenstudien erreichen, d. h. einen Vergleich von zwei Gruppen von Müttern mit Kinderwunschtherapie: Wenn die Gruppe unter Progesteron-Behandlung signifikant häufiger Nachkommen mit Tumoren zu beklagen hätte gegenüber einer Kontrollgruppe ohne Progesteron-Therapie, dann wäre die Sachlage einfacher zu interpretieren. Schlussendlich muss man jetzt nicht bei jedem Kind Leukämie vermuten, wenn die Mutter in der Schwangerschaft Progesteron eingenommen hat. Und wie ist stets sage, sollte jede Medikamenteneinnahmen in der Schwangerschaft auch einen driftigen Grund haben, damit das Nutzen / Risiko Verhältnis stets ausgeglichen ist. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Alles Gute wünscht Ihnen Dr Christian Karle
Ann-Kristin
Du kannst auch mal hier beim Forum Dr. Paulus - Medikamente und Schwangerschaft das Stichwort Progesteron eingeben. Er hat diesbezüglich Entwarnung gegeben.