Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

ORSA, ESBL,ACINETOBACTER auf der Intensivstation

Frage: ORSA, ESBL,ACINETOBACTER auf der Intensivstation

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Hallo, ich habe ein Anliegen was mir derzeit Sorge bereitet. Zu meiner Situation: Ich arbeite als Krankenschwester auf einer 17 Betten Intensivstation. Diese besteht aus 6 Einzelzimmern in denen immer isolierte Patienten liegen. Diese Zimmer haben keine Schleuse und die Türen stehen kontinuierlich offen. Jetzt ergibt sich momentan die Situation, dass auch ein 3er Zimmer isoliert werden muss, dieses Zimmer verfügt nichtmals über eine Tür, und direkt angenzend befindet sich unsere Überwachungszentrale sowei unser Arbeitsplatz. Ich kann mich im Prinzip nirgends auf dieser Station bewegen ohne diesen Keimen ausgesetzt zu sein. Ich bin sehr in Sorge dass es mir und meinem ungeborenen Kind schaden könnte. ich befinde mich momentan in der 9. SSW. Ich soll jedoch am Patientenbett nicht infektiöser Patienten arbeiten, nur bei dem keimvorkommen und meiner Meinung nach mangelhaften Hygienischen Verhältnissen halte ich das nicht für Sinnvoll. Wie meinen sie soll ich mich meinem AG und auch meiner Frauenärztin verhalten. Das ganze kratzt natürlich sehr an meiner psych. Verfassung. Vielen Dank N.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1.bei MRSA oder ORSA handelt es sich um Bakterien der Art Staphylococcus aureus. Diese können bei Mensch und Tier als Bestandteil der Hautflora vorkommen. Sie sind bezeichnenderweise gegen viele Antibiotika resistent, was sie besonders gefährlich macht. Für die gesunde Schwangere besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Staphylokokken sind in der Schwangerschaft aber dann gefürchtet, wenn sie sich im Geburtskanal befinden oder wenn eine systemische Infektion oder auch sonstige schwere Lokalinfektionen mit ihnen vorliegen. Zum Glück werden die MRSA-Stämme werden sehr selten aus dem Genitalbereich isoliert. Das Hauptreservoir dieser Stämme ist der Nasen-Rachenraum. Da diese Keime schwer zu therapieren sind, sollt vor der Entbindung eine Sanierung des Nasen-Rachenraumes durchgeführt werden. Eine Behandlung dieser Keime in der Scheide kann mit lokal desinfizierenden Zäpfchen erfolgen. Werden diese Keime bei der Schwangeren nachgewiesen, empfiehlt sich eine Sanierung auf jeden Fall vor der Entbindung, damit es nicht zur Besiedlung des Kindes kommt. Gerade während des Stillens erfolgt ein inniger Hand- und Hautkontakt zwischen Mutter und Kind, worüber eine Übertragung stattfinden kann. 2. Auch in Einrichtungen, wie Rehakliniken, Altenheimen, Krankenhäusern etc. kommt aber das Mutterschutzgesetz zur Anwendung. Dieses sieht vor, dass Schwangere nicht in Gefährdeten Bereichen arbeiten dürfen. Diese Keime müssen zwar für das Ungeborene und die schwangere Mitarbeiterin selbst keine Auswirkung haben, aber sie können hier zur Überträgerin werden. Die Berufsgenossenschaft schreibt hierzu: "Ein erhöhtes Risiko trägt auch das Altenpflegepersonal. In den Heimen sind die strengen Vorsichts- und Isolierungsmaßnahmen von Kliniken nicht realisierbar. Da Staphylokokken durch einfachen Körperkontakt, zum Beispiel Händedruck, übertragen werden, können Altenpfleger leicht zu Trägern von MRSA werden, ohne es zu bemerken." Theoretisch würde dieses bedeuten, dass ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden müsste, da hier eine Gefährdungssituation für die Schwangere besteht. Demzufolge ist es aber notwendig, die Schwangerschaft auch bekannt zu machen. 3. auf den offiziellen Seiten des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW können Sie dazu folgendes nachlesen: a. "Schwangere dürfen wegen der hohen Infektionsgefährdung und begrenzten Therapiemöglichkeiten keine MRSA-Patienten versorgen. Eine Beschäftigung außerhalb der Isolierstationen ist bei strikter Einhaltung differenzierter Hygienemaßnahmen erlaubt." b. "Nicht kolonisierte Schwangere sollten MRSA Patienten (Träger oder mit manifesten Erkrankungen) nicht behandeln, pflegen bzw. engen körperlichen Kontakt mit ihnen meiden. Beim Umgang mit MRSA – Trägern (Arbeitskollegen, aber auch Familienmitglieder..) sind die Grundregeln der persönlichen Hygiene, sowie die Empfehlungen vom Robert-Koch-Institut zur Prävention und Kontrolle von MRSA im Krankenhaus http://www.mrsa-net.org/pdf/InfektionsspraeventionKH.pdf zu beachten. Die Empfehlungen für die Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen in der ambulanten Pflege sind unter http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C11648593_L20.pdf zu finden. Da MRSA ziemlich umweltresistent ist, kann bis 18 Stunden auf kontaminierten Gegenständen, Geräten und Instrumenten, Oberflächen oder gebunden im Staubpartikeln (beim Bettenmachen) überleben. Daher ist eine arbeitstägliche Umgebungsdesinfektion (nicht nur Patientenzimmer) durchzuführen." Für die anderen Keime werden aller Voraussicht nach die gleichen Bedingungen gelten. Sprechen Sie hierzu in jedem Fall mit dem Arbeitgeber, dem Personalrat und Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt. VB


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