Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Muttermundsuntersuchung

Frage: Muttermundsuntersuchung

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Hallo! Mein Frauenarzt hat bisher (bin in der 21. SSW mit Zwillingen) nur eine vaginale Untersuchung (Abstrich und Abtasten) gemacht. Bei meiner ersten SS wurde von meiner damaligen Frauenarztin ständig der Muttermund abgetastet, während meine Hebamme sagte, sie mache das selbst nicht, da damit die Gefahr eines Keimeintrages stiege. Hm, gibt es denn Symptome, die auf eine Muttermundsschwäche hindeuten würden, bei denen ich mit meinem Arzt sprechen sollte? Oder erkennt er so "nebenbei" auf dem US, daß alles okay ist? Ist eine Öffnung des MM immer in Zusammenhang mit Wehen zu sehen? Mache mir da nicht wirklich Sorgen, wüßte nur gern Bescheid. Lieben Gruß Claudia W.


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo Claudia, 1. wenn es Sie interessiert, können Sie in den online abrufbaren Mutterschaftsrichtlinien nachlesen, was Gegenstand der Vorsorgeuntersuchungen in einer Schwangerschaft ist. Die Adresse ist http://www.medical-text.de/abrechnungebm/richtlinien/mutter/richmu01.htm Eine gynäkologische Untersuchung ist bei Beginn der Schwangerschaft mit einem Chlamydienabstrich vorgesehen. Gegebenenfalls kann der Frauenarzt oder Frauenärztin dann noch nach Bakterien & Pilzen schauen und den ph-Wert bestimmen. Auch sollte ein aktueller Krebsabstrich vorliegen. Ist der weitere Verlauf unauffällig und liegt kein Risiko vor (z.B. Zustand nach Frühgeburt oder sehr frühem Blasensprung)und es gibt keine vorzeitigen Wehen, sind weitere gynäkologische Tastuntersuchungen nicht vorgesehen, auch wenn dieses schon lange in Deutschland tägliche Praxis ist. Bezüglich all der im deutschen Mutterpass aufgelisteten Untersuchungen gibt es mittlerweile auch in der Fachwelt eine Diskussion, inwiefern all diese dort aufgeführten Dinge inklusive der regelmäßigen vaginalen Tastuntersuchung bei jedem Besuch, selbst wenn die Frau beschwerdefrei ist, wirklich noch das bewirken, was damit beabsichtigt war, nämlich unter anderem die Rate an Frühgeburten zu reduzieren. Das Vorgehen, wie bei uns in Deutschland während der Schwangerschaft gibt es, wie erwähnt, in vielen anderen technisch hoch entwickelten Ländern, wie Österreich, Schweiz, USA und andere Länder, die keine höheren Zahlen an Frühgeburten oder Müttersterblichkeit aufweisen, so nicht. Wenn ein behandelnder Arzt hier auf diese regelmäßigen Tastuntersuchungen verzichtet, ist eher zu unterstellen, dass der Frauenarzt oder Frauenärztin sich daran orientiert, dass er/sie eben bei unauffälligem Verlauf nicht jedes Mal vaginal untersucht. Bei Unsicherheit mit dem Vorgehen ist es sicher ratsam, offen über das individuell sinnvollste Vorgehen und die Möglichkeiten der zusätzlichen Diagnostik mit der Arzt oder Ärztin zu sprechen, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen. 2. es gibt bisher für eine Mehrlingsschwangerschaft kein gesondertes Vorgehen, auch, was gynäkologische Untersuchungen angeht. Da diese aber mit einem deutlich höheren Frühgeburtsrisiko verbunden ist, wird es auch von den Fachgesellschaften für sinnvoll erachtet, hier frühzeitig einen vaginale Infektion auszuschließen. Der vaginale Ultraschall der Gebärmutterhalslänge um die 23. SSW kann darüber hinaus etwas über das Frühgeburtsrisiko sagen. VB


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