Caramia
Sehr geehrte Frau Thies, leider wurde bei mir letzte Woche in der 9. SSW keine Herzaktion mehr festgestellt und die Schwangerschaft mittels Cytotec beendet. Ich weiß um die Empfehlung, die erste Periode nach dem Abbruch abzuwarten, bevor man eine erneute Schwangerschaft angeht und wollte fragen, worauf diese genau basiert. Wäre in dem Zyklus, der quasi mit der Fehlgeburt begonnen hat, das Abortrisiko tatsächlich erhöht, wenn man es entgegen den Empfehlungen direkt wieder versuchen würde? Da ich selbst Internistin bin, beschäftigt mich leider sehr stark die Frage nach möglichen Ursachen jenseits von Chromosomenaberrationen. Aus Unachtsamkeit/Unwissenheit habe ich in den ersten Schwangerschaftswochen insgesamt ca. 6x kleine Mengen Dosenthunfisch am Salat gegessen (jeweils 30-50g) und frage mich nun, ob diese mögliche Quecksilberexposition die Fehlgeburt ausgelöst haben könnte. Ich weiß nicht, ob man hierzu eine sichere Aussage treffen kann, aber die Angst, dass es tatsächlich das gewesen sein könnte, zerfrisst mich gerade. Vielen Dank für Ihre Antwort!
Guten Tag, es tut mir sehr Leid, dass Sie eine Fehlgeburt hatten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das „Abwarten“ nach einem Abort das Fehlgeburtsrisiko senkt. Eine generelle Empfehlung zum Abwarten gibt es nicht. Manche Frauen brauchen für sich aber noch etwas zeitlichen Abstand nach einer Fehlgeburt. Einen Vorteil im Abwarten der ersten Periode sehe ich darin, dass nach erfolgter Blutung der nächste Eisprung und eine mögliche Schwangerschaft besser zeitlich eingeordnet werden können. Zu Ihrer Sorge bzgl. des Thunfischs: Eine erhöhte Quecksilberexposition kann sich zwar negativ auf Fertilität und Schwangerschaftsoutcome auswirken, allerdings werden durch den gelegentlichen Konsum von Dosenthunfisch wohl eher keine gefährlichen Mengen aufgenommen. Thunfisch hat eine mittlere Quecksilberbelastung, 1-2 Portionen a 150g pro Woche gelten laut BfR als unbedenklich. Exakte Daten zu schädlichen (Grenz-)Werten gibt es nicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung gibt zu bedenken, dass moderater Fischkonsum in der Schwangerschaft (2-3x / Woche, v.a. Arten mit niedrigem Quecksilbergehalt) viele gesundheitliche Vorteile hat, was die Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Spurenelementen angeht. Der Konsum von Fisch gehört also zu einer ausgewogenen Ernährung in der Schwangerschaft. Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, Sie haben nichts falsch gemacht. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass eine Chromosomenaberration vorlag! In einer nächsten Schwangerschaft könnten Sie auf Fisch mit noch niedrigerer Quecksilberbelastung wie Pangasius oder Forelle ausweichen. Zum Nachlesen b.B.: https://www.bfr.bund.de/cm/343/fischverzehr-in-schwangerschaft-und-stillzeit-einige-fischarten-weisen-hohe-methylquecksilber-gehalte-auf.pdf https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bcpt.13264 Alles Gute, Annika Thies
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